Einleitung
Ostwalds energetischer Imperativ: „„Vergeude keine Energie,
verwerte sie!‘°, muß der gesamten deutschen Wirtschaft zum Leit-
motiv werden. Das gilt ganz besonders für die Nachkriegszeit. Der
Verlust von 1824000 im arbeitsfähigsten Lebensalter stehenden
Menschen sowie die verminderte Leistungsfähigkeit von ungefähr
1,5 Millionen Kriegsbeschädigter*, die Erfüllung der uns durch die
Friedensbedingungen auferlegten ungeheuerlichen Verpflichtungen,
machen es zur dringlichen Aufgabe, alle bereits möglichen Fort-
schritte der Arbeitsökonomie auch in die wirtschaftliche Praxis ein-
zuführen. Dazu kommt, daß die Summe der physischen Energie,
die uns zur Verfügung steht, ım Laufe der nächsten Jahre eine
weitere Verminderung erfahren wird, da wir nach Feststellungen
des ‚deutschen Reichsarbeitsministeriums infolge des Geburten-
ausfalles während der Kriegsjahre schon im Jahre 1936 mit einem
Ausfall von 2 Millionen Vollarbeitern zu rechnen haben ?.
Zwei Gruppen von Problemen sehen sich unsere Unternehmer
heute gegenübergestellt: die eine Gruppe technischer Art, die zum
Mittelpunkt die rationelle Verarbeitung des Materials hat, die andere
Gruppe physiologischer und psychologischer Natur, in deren Mittel-
punkt. die rationelle Organisation der Arbeit selbst steht.
Bei allen bisherigen Bestrebungen auf weitere Vervollkommnung
des Produktionsprozesses hat man sein Augenmerk viel zu aus-
schließlich auf die erste Gruppe, auf Maschinen und Rohmaterial
eingestellt und dabei fast übersehen, daß die eigentlichen Träger
des Produktionsprozesses doch stets lebende Menschen sind, die
Körper. und Seele haben. Klar hat man erkannt, daß alles daran
gesetzt werden muß, alle uns nur verfügbaren Naturkräfte und
ı H. Herkner, Arbeit und Arbeitsteilung, S. 298.
? E. Atzler, Körper und Arbeit, S. 409.