Wie kraß gegensätzlich muten uns die Ausführungen eines
anderen Webers! an: „Ob ich webe, ob ich die Ketten oder die
Poilen aufbäume oder ob ich Faden um Faden andrehe oder
ankere, alles zum Sterben langweilig, eintönig, einschläfernd und
ermüdend. Es ist vollständig gleichgültig, ob ich diesen oder jenen
Artikel webe: die Arbeit selbst bietet keinerlei Abwechselung, die
Eintönigkeit und Gleichmäßigkeit des Arbeitens ist immer dieselbe.
So stehe ich denn an meinen Platz gebannt, Stunde um Stunde,
und sehe der rastlos arbeitenden Maschine zu. Mechanisch wieder-
holen sich dieselben Handgriffe, wenn die eingelegte Spule ab-
gelaufen ist. Das ist die einzige Beschäftigung, höchstens, daß noch
mal hin und wieder ein Faden reißt, der geknüpft werden muß. Die
Hauptbeschäftigung ist Stehen und Beobachten. Öfters erfaßt mich
eine Arbeitswut, die Unruhe der Maschine überträgt sich dann auf
mich. Dann laufe ich um den Stuhl herum, und dann möchte ich
der Maschine helfen, daß sie noch schneller arbeitet. Die Ein-
wirkungen einer monotonen, inhaltslosen Beschäftigung, die Lang-
weiligkeit des Arbeitsprozesses, die Sorge, zu wenig zu verdienen,
alles trägt dazu bei, die Arbeit zur Qual und zur Unruhe zu ge-
stalten. Betrachte die Maschine als meinen Feind, wenn sie so
gleichmäßig, ohne aufzuhalten, ihren regelmäßigen Gang geht....
Dieses verdammte Stahlgeschöpf, es muß siegen in einem Kampf,
der kein Kampf mehr ist. Ihr ausreißen möchte ich das Stahlherz,
das so unbarmherzig und leidenschaftslos schlägt.“ i
Diese Beispiele an sich schon legen dar, daß die Monotonie ein
höchst subjektives Gefühl ist, ein Gefühl, welches von den ver-
schiedenen Personen verschieden aufgenommen wird. Ihre wissen-
schaftliche Fundierung erhielt diese Annahme durch mehrere
Untersuchungen. Schon vor dem Kriege hat der deutsch-ameri-
kanische Professor Münsterberg in zwei auch ins Deutsche über-
setzten grundlegenden Werken „Grundzüge der Psychotechnik“
und „Psychologie und Wirtschaftsleben‘“ der üblichen Annahme
widersprochen, daß die Einförmigkeit der Arbeit stets ım Wider-
spruch stehe zu den psychischen Bedürfnissen des Arbeitenden.
1 A. Levenstein, Die Arbeiterfrage, S. 46.
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