Grund in der Befürchtung, in größere Abhängigkeit vom Arbeit-
geber zu geraten, der beispielsweise durch Androhung der Woh-
nungskündigung oder der Kinstellung billiger Lebensmittel-
lieferungen dem Arbeiter seinen Willen aufzwingen und ıhn so in
der Freiheit der Arbeitsverhältnisse hemmen könne. Aus dem-
selben Grunde war die Stellung der Gewerkschaften gegenüber
diesen sogenannten ‚,Wohlfahrtseinrichtungen‘“‘ von jeher eine
ablehnende.
Um dem Mißtrauen der Arbeiter zu begegnen, hat man die
Verwaltung dieser Einrichtungen ganz oder teilweise den Arbeitern
übertragen. Unter diesen Bedingungen können die Wohlfahrts-
einrichtungen zweifellos die Arbeitslust günstig beeinflussen*. In
modernen amerikanischen Betrieben ist die Fürsorge für den Ar-
beiter. in großzügigster Weise durchgeführt®, nicht aus reiner
Menschenliebe, sondern aus der Erkenntnis, daß sich derartige Maß-
nahmen bezahlt machen, indem sie gestatten, aus dem Arbeiter
eine hundertprozentige Leistung herauszuholen. Das gilt besonders
für diejenigen Wohlfahrtseinrichtungen, die der Verbesserung der
hygienischen Bedingungen dienen: Ausreichende Wasch- und mög-
lichst auch Badeeinrichtungen, Möglichkeiten zur Desinfektion,
gute Beleuchtung, günstige atmosphärische Verhältnisse und der-
gleichen mehr. Einzelne Betriebe, beispielsweise die Zeißwerke ın
Jena und Krupp in Essen, haben aus der rein vernunftgemäßen
Überlegung, damit die Arbeitskraft ihrer Belegschaft zu erhalten,
vorbildliche hygienische Einrichtungen geschaffen.
Nach der leiblichen Pflege ist das Bildungswesen®, das sich
sowohl auf geistige wie auf praktische Fächer erstreckt, ein wich-
tiger Punkt der Fabrikwohlfahrtspflege. Dazu sind die besten Mittel
belehrende Vorträge aller Art, gemeinsame Museums- oder Aus-
stellungsbesuche und dergleichen mehr. Ein wichtiges Bildungs-
mittel ist auch die Werkbücherei, die das Lesebedürfnis der Ar-
beiter, vor allem der Jugendlichen, stillen soll und bei geschickter
Wahl des Lesestoffes vorzügliche Dienste leistet.
1 B. Rauecker, Die Berufsfreude im modernen Wirtschaftsleben, S. 42
2? I. M. Witte, Taylor, Gilbreth, Ford, S. 19.
3 Organisation, Jahrg. 1919, S. 110.
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