Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

unmöglich dauernd auch sein Augenmerk auf eine bestehende 
Unfallgefahr richten. Aber der mechanische Gefahrenschutz ist 
beschränkt und unvollkommen: Ein Gitter, das einen gefährlichen 
Maschinenteil umgibt, ist oft kein absolutes Hindernis, sondern nur 
ein Symbol dafür, daß sich jenseits eine Gefahrzone befindet. In 
ständiger und besonders in übertriebener Anwendung hat er den 
Nachteil, daß der Arbeiter sich blind auf ihn verläßt und sorglos 
wird. Die Gefahr der Gefahr aber ist die Sorglosigkeit. 
IL. Psychotechnische Durchbildung des Unfallschutzes. 
So ergibt sich neben den physikalischen Methoden des mecha- 
nischen Schutzes die Notwendigkeit der psychologischen Einfluß- 
nahme auf den arbeitenden Menschen selbst, die seine Aufmerk- 
samkeit auf die Gefahrmöglichkeiten hinzulenken versucht. Wenn 
wir berücksichtigen, daß jeder Betriebsunfall auf einer Wechsel- 
wirkung zwischen den Betriebsmitteln einerseits und dem gegen 
Unfall zu sichernden Arbeitnehmer andererseits besteht und daß 
beide in engster Verbindung stehen, dann ist nicht gut einzusehen, 
warum wir unsere unfallverhütenden Maßnahmen gerade auf die 
Betriebsmittel beschränken und den Menschen unberücksichtigt 
lassen wollen. 
1. Persönliche Eigenart und Unfalldisposition. 
Der Anteil des Menschen an Betriebsunfällen ist aus der Unfall- 
statistik ersichtlich. Die 56554 entschädigungspflichtigen Unfälle 
des Jahres 1925 der gewerblichen Berufsgenossenschaften verteilen 
sich nach der Statistik des Reichsversicherungsamtes in Prozenten 
auf folgende Gruppen!: 
1. Motore, Transmissionen, Arbeitsmaschinen 21 % 
2. Zusammenbruch, Herab- und Umfallen von Gegen- 
ständen 16,5 % 
3. Fall von Leitern, Treppen, aus Luken, in Vertiefungen 14,75% 
4. Auf- und Abladen von Hand, Heben, Tragen 11% 
5. Eisenbahnbetrieb 8 % 
1 Unfallverhütungskalender 1928, S. 22/23. 
176
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.