3. 
Fälschungen 
( Jröhnlichkann der Nachweis, daß einzweifelhaftesgotisches Holz. 
bildwerk eine Fälschung ist, auf zwei verschiedenen Wegen er: 
bracht werden: Auf stilistischem und auf technischem Wege. Bildwerke, 
die sich sowohl durch ihre stilistischen, als auch durch ihre technischen 
Mängel auf den ersten Blick als Fälschung zu erkennen geben, sind ver 
hältnismäßig selten. Sie sind in den meisten Fällen das plumpe Mach- 
werk eines Stümpers, der einen Fachmann nie wird täuschen können. 
Fälschungen, dietechnischunverdächtigaussehen, dabei aber stilistische 
Mängel aufweisen, sind häufiger. Die Mehrzahl aller Fälschungen aber, 
und gerade die gefährlichsten sind diejenigen, die stilistisch und künst- 
lerisch vollkommen auf der Höhe stehen, bei denen außerdem der tech- 
nische Zustand des zu ihrer Herstellung benutzten Materials ein so ein- 
wandfreiesAussehenhat,daßnursorgfältigePrüfungundgenaueKenntnis 
aller einschlägigen technischen Besonderheiten den Nachweis ihrer Un- 
echtheit zu führen imstande sind. Daraus ergibt sich von selbst, daß 
bei der Beurteilung eines zweifelhaften Stückes dem Gutachten des 
technischen Fachmannes die entscheidende Rolle zufällt. Ist sein Befund 
negativ, so ist das in Frage kommende Werk, trotz aller stilistischen und 
künstlerischen Qualitäten, nicht alt, zum mindesten nicht aus der Zeit, 
aus der es dem Stil seiner Formensprache nach zu sein vorgibt. 
Im großen und ganzen ist heute die Angst vor Fälschungen gotischer 
Holzplastik in Sammler- und Gelehrtenkreisen übertrieben. Gänzlich 
einwandfreie Stücke werden angefeindet und angezweifelt, man erzählt 
sich von zahlreichen Fälscherwerkstätten für Holzplastik, die von Grund 
auf gefälschte Bildwerke seitJahr und Tag herstellen und in den Handel 
— 
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