Full text: Die gotische Holzfigur

Das Holz als Werkstoff. Die Bemalung 
Abb. ı. Niederbayerischer Meister, Anfang des 13. Jahrhunderts 
Zwei Apostel. Stukko. Schloß Trausnitz bei Landshut, Schloßkapelle 
dünnen Holzschicht war, mit Sorgfalt geschmückte tausendfach be- 
tonte Oberfläche, Grenze, Peripherie, Rand, Ende alles dessen, was man 
unter dem Begriff Plastik zu verstehen gewohnt ist. 
Materiell betrachtet bot die Verwendung von Holz den anderen 
Werkstoffen gegenüber in erster Linie den Vorteil, daß man in ihm die 
gewagtesten Unterschneidungen ohne Gefahr ausführen konnte, dann 
war es wesentlich wohlfeiler als Stein und war mit viel weniger Mühe 
und Zeitaufwand als dieser zu verarbeiten. Diesen zahlreichen Vorteilen 
standen als möglicherweise eintretende Nachteile nur zwei schlechte 
Eigenschaften des Holzes gegenüber: Das Reißen der noch nicht ge- 
nügend ausgetrockneten Stellen und die Gefahr der Zermürbung durch 
den Holzwurm. Sonst war es als Werkstoff ideal, kam durch seine weiche
	        
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