Full text: Die Technik des Bankbetriebes

39292 Begriff „Börse“. Entstehung der Börsen. 
den drei Abteilungen: Wertpapierbörse, Produktenbörse und Metallbörse, 
Die Vertretbarkeit (Fungibilität) ist bei den Waren naturgemäß nicht so 
vollkommen wie bei den Wertpapieren. Es werden daher von den Börsen. 
vorständen bestimmte Bedingungen für die Beschaffenheit der Waren fest- 
gesetzt, nach denen sich der Handel zu vollziehen hat. Zeigt die Ware bei 
ihrer Ablieferung geringe, in den Geschäftsbedingungen der Produkten- 
börsen festgesetzte Abweichungen von der „Standard- Qualität‘, so erfolgt 
äine Verrechnung des Preisunterschiedes; entweder auf Grund freiwilliger 
Übereinkunft zwischen den Parteien oder nach Festsetzung der Differenz 
Jurch einen vom Börsenvorstand aus seiner Mitte gewählten Ausschuß. 
Die Bezeichnung „Börse‘‘ wird in verschiedenem Sinne gebraucht. Man 
versteht darunter sowohl das Gebäude, wo der Verkehr stattfindet, wie den 
Verkehr selbst. Man spricht z. B. davon, daß „gegen Schluß der Börse‘ eine 
Steigerung eingetreten ist, was nichts anderes bedeutet, als daß die Kurse 
gegen Schluß des Börsenverkehrs gestiegen sind. Ferner wird das Wort 
„Börse‘ auch in dem Sinne von „Börsenbesucher‘“ angewendet. So kann 
man in den Handelszeitungen häufig lesen, das Interesse der Börse habe sich 
einem bestimmten Gegenstand zugewendet. Auch wird ganz allgemein ge- 
sagt, die Börse oder die Haltung der Börse sei „fest‘, womit gemeint ist, 
die Mehrzahl der Kurse habe eine Erhöhung erfahren. Umgekehrt spricht 
man von einer „abgeschwächten“‘‘, ‚„matten‘“ oder „flauen‘ Börse; je nach 
dem Grad der Ermäßigung der Kurse. Hier wird also das Wort „„Börse‘‘ ge- 
braucht, obgleich die an der Börse notierten Kurse gemeint sind. Ebenso 
wird gesagt, die Börse, die Tendenz oder die Haltung der Börse sei „behaup- 
tet‘, wenn die Kurse zwar nicht höher notierten, das Kursniveau sich aber un- 
gefähr auf der an dem vorherigen Börsentage eingenommenen Höhe zu halten 
vermag. 
Die Börsen haben sich aus den Märkten heraus gebildet. Mit der Ent- 
wicklung der kapitalistischen Wirtschaft hat sich ihre Bedeutung natur. 
gemäß verstärkt, ja sie haben überhaupt erst mit der Ausdehnung des Ak- 
tienwesens einen großen Umfang erlangt. Die Entstehung der Börsen ist auf 
das Mittelalter zurückzuführen, und zwar war es der Handel mit Wechsel- 
briefen, der nach allgemeiner Annahme zuerst börsenmäßig betrieben wurde. 
Die Anfänge dieses Handels lassen sich bis ins zwölfte Jahrhundert verfolgen. 
Er entwickelte sich fast in allen damals bedeutenden Handelsstädten, in 
Venedig, Genua; Florenz, Marseille usw. In Brügge, wo sich im Mittelalter 
ein großer Fremdenverkehr der Kaufleute konzentrierte, lebte eine Patrizier- 
familie van der Burse, auf deren Familienwappen sich drei Geldbeutel befanden 
Das Haus dieser Familie diente den fremden Kaufleuten als Logierhaus, 
und der Platz, auf dem es stand, entwickelte sich allmählich zum Mittelpunkt 
des Handels in jener Stadt. Er wurde de burse genannt, und ein dort er- 
richtetes Gebäude, in dem die italienischen Kaufleute zum Handel in Wechsel- 
briefen zusammenkamen, erhielt den Namen burse, aus dem das heutige 
Wort Börse entstand. 
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