Full text: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927

’rovinz Hannover erwarb. Der fich nun erheblich fteigernde Befuch der Bierftuben machte 1907 die Hinzu= Heinrich 
sachtung eines größeren Raumes von dem benachbarten Klee’'lchen Haufe an der Heiligerftraße notwendis, Hattermans 
der als „Saazer Bierftube” dem Betriebe diente. 
ideinrich Battermann begnüste lich jedoch nicht mit dem Ausbau feines Unternehmens an der 
Kl. Packhof= und Heiligerltraße, fondern kaufte im Jahre 1893 in dem damaligen Vororte Herrenhaufen 
eine Privatvilla, die er zu einem Vergnügunssunternehmen, dem „Bellevue“ einrichtete. Zu fehr nahm ihn 
aber der Betrieb im Stammhaufe in Anflpruch, der durch die khon erwähnten baulichen Veränderungen 
3anz befondere Anforderungen [tellte. Im Jahre 1895 verkaufte Heinrich Battermann deshalb diefen HMerren= 
aäufer Betrieb. Aber fchon im Jahre 1902 erwarb er ihn infolge befonderer Umftände zurück und übernahm 
ıhn. in eigene Verwaltungs. Sein nie raltender Geilt ließ jedoch eine ruhise Gelchäftsentwickelung in den alten 
3ahnen nicht zu, vielmehr begann er im Jahre 1908 mit einer Erweiterung auch diefes Betriebes. Zunächlt (chuf 
er zwei große Säle, denen er im Jahre 1913 nach Ankauf der Nachbarsrundftücke einen neuen, hochmodernen 
sroßen Feltfaal hinzufüste. Im Jahre 1914 konnte das neue Unternehmen, der „Cryttall-Palalt”, in Betrieb 
senommen werden. Für Hannover war damit ein weiteres großes Versnüsungslokal gefchaffen, das [ich eines 
ftarken Zulpruchs erfreute. Der Weltkrieg griff aber mit rauher Hand in den fich in hoffnungsvoller Weile 
entwickelnden Gelchäftsbetrieb dieles Zweiges ein. Während der Kriegsjahre dienten die Räume des Cryltall= 
Palaltes Lazarettzwecken, und in der Zeit des wirtlchaftlichen Rücksanges nach dem Kriege wurden fie an 
eine Zigarettenfabrik verpachtet, da die Auslichten für den Betrieb eines fo sroßen Versnüsunssunter= 
nehmens, das hauptlächlich auf den Sonntagsverkehr angewielen ilt, wenig verlockend Ichienen. Seit kurzem 
aber hat das Haus Battermann den „Cryltall = Palaft” wieder felbft übernommen und feinen alten 
Zwecken zugeführt. 
Dieler Bericht darf nicht fchließen, ohne noch einige Worte über die Inhaberfchaft zu lagen. Im Jahre 
{908 trat der ältelte Sohn des verdienten Besründers des Unternehmens, Heinrich Battermann jun., in 
das Gelchäft ein und war bis zum Auslcheiden von Heinrich Battermann fen. im Jahre 1919 dellen rechte 
Hand. Seit diefer Zeit führt er das Gelchäft allein weiter. Leider verltarb vor Jahresfrift Heinrich Batter= 
mann fen., der auch als Privatmann immer noch ein treuer Berater des Haufes sewelen war. 
eorg Wenger, Hannoveı 
Nordftädter Badeanlftalt ;-- Oberltraße 13 
Der Günder der Anltalt, Georg Wenser, 
‚etrieb zunächlt feit 1886 eine Wälcherei 
zrößeren Umfanges auf dem Grundltücke 
Jberltraße 8. 
Da durch die Aufkläruns über die 
Wunderwirkung der Walleranwenduns > 
a in der Heilbehandlungs das Badebedürfnis ftark zunahm, wurde von 
ihm das erheblich srößere Grundftück Oberltraße 13 erworben und mit dem Wälchereibetrieb eine 
3adeanlftalt in neuzeitlicher Aufmachung verbunden. 
Der Betrieb entwickelte fich infolge multerhafter Führung fo erheblich, daß die Wälcherei aufgegeben 
und die Badeanftalt vergrößert werden mußte. 
Es wurden alle Arten Bäder verabreicht: HMeißluft= und Dampffchwibbäder, elektrifche Lichtbäder, 
(owie (Amtliche medizinifchen Bäder, als Soole=, Fichtennadel=, Schwefel= und Kohlenfäurebäder, Waller= 
bäder, Dufchen nach Kneip, Inhalationen und Mallasen jeder Art. 
Auch die Moorbäder wurden im Jahre 1900 aufsenommen. Sie bilden heute eine Spezialität des 
[Internehmens, wobei die hervorragende Moorerde aus Schmiedeberg Verwenduns findet, jenes durch 
feine wunderbaren Heilertolge weltbekannten Badeortes. 
Der Besründer des Unternehmens hat inzwilchen 1925 das Zeitliche gelegnet, den Betrieb aber in 
5öchlter Blüte feinem Sohne, Frit Wenger, hinterlallen, der als tüchtiger Fachmann das Unternehmen in 
den bewährten Bahnen des Gründers weiterführt. 
Georg Wenser 
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