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jältigen, geifilih Armen: nicht bloß die Cinzelnen, Jondern
auch die Völker al8 foldhe. Zugleich aber, wie Dieje univer=
jaljte, ja einzig univerfale Religion nicht3 weniger i{t, al3
zine Befähigung der Mationalitäten; vielmehr auch hier
irer hohen Aufgabe, alles wahrhaft Meenfchliche zu ver-
göttlichen und eben dadurch in feiner Wahrheit zu er=
alten, gerecht wird.
Dergötterung Goethes.
Die Vergötterung, die jeßt von einem, zwar an
Zahl Heinem, aber an „Bildung“ Hochjtehenden Kreije dem
Andenken SGovethe’3 zu Theil wird, fo daß man {fich
ındachtsvoll wo möglih in jede Fajer feines Wefens,
jede Stunde feines Leben3 verjenfen möchte, gilt doch viel
weniger Der unzweifelhaft großen dichterijdhen Bedeutung des
Manne8, al8 feiner behaglich pantheiftijdhen Lebensauffalfung.
Bei aller fonftigen Welt und MenfhHenkenntniz fehlt Doch
Goethe durchauZ da3Z tiefe Verftändniß von Sünde, SGe-
wiffen, Gerechtigkeit, Onade, weldhe3 wir an Shakejpeare
bewundern. Wie oberilächlich er hierüber Denkt, zeigt f0=
gar feim Hauptwerk: defjen Held, nachdem er ohne wahre
Leiden|Haft eine ehHrenhHafte Familie aufs Schreclichjte zu
runde gerichtet Hat, feine Gewijfensbijje einfach Durch
einen erquidenden Schlummer 103 wird! Auch im Alter
begeht er noch die ärgiten Ungerechtigkeiten, und fährt doch
zuleßt, ohne irgend melde Menue und Buße, gen Himmel.
Wer folche Antworten auf Jolche Lebensfragen für ge=
nitaend hält, den muß da3z Leben des Dichters felbit in