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noch Roft Mhaden, auch die Diebe nicht nachgraben und
itehlen, da wurde e3 mir wieder Mar, waS man bei fo
vielen englijdhen Schriftjtellern merkt, daß gut angebrachte
biblifdhe Stidhmworte den Lejer doch am tiefften rühren,
am Höchften erheben, am hHelljten aufklären, da fie ihn mit
ziner Quelle in Verbindung fjeßen, die über und unter
allem Menfchenwerke Kiegt.
Der Rationalismus über Chriftt Perfon.
Die gewöhnlidhe VBorftellung des Rationalismus
von der Perfon Jefu {ft doch ganz undHaltbar. Wenn
der Heiland nicht viel mehr ift, alS ein vorzüglich guter und
Auger Menfch, jo it ex viel weniger. (Val. S. 5. 92.) Seine
Yeußerungen gegenüber feiner Mutter und Jeinen Gejhwijtern
‘Cvang. Joh. 2, 4; Matth. 12, 46 ff.) find dann un-
findlich, undrüderlidh. YWuch feine Lehrgefchicklichkeit und
menfhliche VBorausficht werden im Höchften ©rade zweifel-
haft, wenn jo bald nach jeinem Tode feine nächften Schüler
mit ihrer Auffaffung al8 Gottmenich ihn fo gründlich miß-
oerftanden Hätten. Darum i{jt e8 ganz unhaltbar, wenn
1889 GHolßmann die Gleichnifje „unerfhöpflide Fund-
zruben des reinften Öottes- und Weltbewußtfein3‘“ nennt,
„von einer unnadhahmliden Einfachheit und Iunftlofen
Hoheit der Auffaffung, von einer Infpiration des Colorits,
die ihnen für alle Ewigkeit ihre Stellung an der Spike
aller Denkjchriften jichert, welche den Weg der fuchenden
Menfdhheit zu ihrem göttlichen Ziele bezeichnen‘. Das ift
gewiß wahr und fchön; aber wie ftimmt e8 zu Holßmann’8
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