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jonjtiger Anficht von der Perfon Chrifti? Cbhenfo über-
fieht Holbßmann, daß Baulus in feinen Briefen nicht nöthig
Hatte, die ihm bekannten Thatjadhen aus dem Leben des
Herın fortwährend zu betonen, da fie ja den Kirchen von
Anderen gewiß oft vorgetragen und deßhalb allgemein bhe-
fannt waren.
Der Tod.
Nicht3 in der Welt {ft jidherer, al3 daß wir fterben
müfjen; nicht? in der Welt unfjicherer, als der Zeitz
yunkt, mann ung dieß treffen wird. Und doch, mie wenige
Menfhen, auch unter den gebildeten und Hrijtlichen, denken
ernitlich daran!
Chrifti Tod und Sokrates Cood.
Wohlmeinende RKationalijten Haben den Tod des
Sokrates oft neben ChHrijfti Zod geftellt: wie denn auch
wirklich der erftere nicht bloß ein Höchft mürdiger gewejen
it, Jondern auch injofern ein freiwilliger, als Sokrates
wahrfheinlich Hätte flüchten können. Aber doch, welche
Unterfchiede, felbjit ohne auf die Dogmatik einzugehen!
Chrijtus frarb in dem Alter, wo Leib und Seele den
Höhepunkt dez Leben zu erreichen pflegen, wo die Wirk-
jamfeit des Menjchen ihre größten Früchte zu Iragen be-
ginnt. Sofrates hatte beftenfalls nur noch wenige Iahre
ziner ftetig Jinfenden SGefjundheit und Kraft vor fich. Er
fonnte Lebensfatt heißen, wie fich die Genefis (1. Mo]. 25, 8;
35, 29) vom Alter der Batriarchen ausSdriickt. Bei feiner