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Beichtvater mit dem Ärzte zu vergleichen! Der Arzt it
gefund, geiftlih aber find wir Alle Teidend; körperlich
ireten bisweilen Krankheiten ein, geiftlich it eine {tete
@ur nöthig. € ift deßhalb tHörihte Anmaßung, wenn
der Beichtvater für fo viele Seelen der Arzt fein will:
ganz abgefehen von dem wirklich Unanftändigen, das z.B.
rauen gegenüber in einem foldjen Verhältnifje falt um-
vermeidlich it.
Bottes Unfichtbarkeit.
Die IOhreclihHe Thatfache, daß in Barmen 1892 bei
der Bildung eines Schiedagerichtes die Mehrzahl der
Mrbeiter-Bertreter, die doch Vertrauensmänner bei ihren
Senoffjen werden gewejen fein, die Cidesleijtung verweigerte,
da fie entjdhieden Atheiften feien, fünnte ernfilidhe Zweifel
darüber erregen, ob e8 gut fet, daß @ott Jidh, den auf Erden
(ebenden MenfhHen gegenüber, in joldhe Unjidhtbarkeit
zu Hüllen pflegt. Um fih GHierüber zu beruhigen, darf
man nie vergeffen, mie ohne dieje Unfichtbarkeit des all-
gegenwärtigen und allmächtigen Gottes zwar die Sünde,
aber auch die Freiheit, alfo auch die Tugend der Menichen
unmSalich fein würde. (Veral ©S. 101)
Die Seele nach dem Tode.
Während die meijten anderen Religionen, auch Das
itielalterlih entartete Chrijftenthum, vom Leben der
Zeele nad dem Tode genau unterrichtet zu fein be-
Haupten, giebt unjere Bibel fajt gar nicht3 Näheres darüber.
Doch läßt fihH aus zwei NMeußerungen des Heilandes felbit