_. 115 —
jiten Zeiten herab auch dem größeren Publikum genießbar
geblieben. So wurde der Hellenijhe SGeift fortwährend
genährt mit dem ganzen RMeichthume feiner Literatur,
mährend die neueren Völker auch die edelften Erzeugnifjfe
ihrer Jugendzeit gar bald aus dem Auge, ja aus dem Ver-
itändnifje verloren Haben. Welch ein fchüner, organifcher
Zujammenhang mußte bei den Hellenen jo das Alte mit
dem Neuen verbinden!
So it fie denn entftanden, Ddiefe Sprache aller
Sprachen, worin die Köftlidhten Menfdhenworte geredet
find, die felbft im VBerfalle noch gewürdigt ft, der hHüchften
göttlichen Offenbarung al3 Gefäß zu dienen. Die feier-
ie O©randezza des Spanier3, die feine Süßigkeit des
Stalieners, des Franzofjen geläufige Unmuth, des Eng-
(änder3 pathetifhe Kraft, des Deutjhen unergründlicher
Keichthum, ja, felbit die Würde der römijdhen Senatoren-
jprache: hier find fie vereinigt, find geläutert im Feuer
des Geiftes und zum edelften Erze zufjammengejhmolzen.
In diefer einen Sprache find die Trommetentöne des Pindar
und die Flötenfpiele des AWnakreon, find die gaukelnden
Scherze des Arijtophanes und die ErinnyendHöre des
Nelhylo3 gedichtet. Sie hat dem Zhukydides zum Schil-
dern gedient, dem Demofthenes zum Reden, dem Arijto-
tele und Platon zum Speculiven. Die hHellenifhe Weis-
Geit bedurfte niemal8 einer fremden Terminologie.
(QXeben, Werk und Beitalter des Thukydides. S. 67.)