Full text: Geistliche Gedanken eines National-Ökonomen

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gegenüber der Gnade Chrifti predigt, fo die pindarijche 
Beit das Maaß des Menfchen gegenüber der göttlichen 
Unermeßlichteit. In beiden diejelbe Begetfterung, diefelbe 
Demuth, welche Alles nur durch Gott zu fein glaubt. 
Der Begriff der Weltfhöpfung ft den Öriechen erft 
in diefer Zeit lebendig gemorden. Co Haben auch Lindar 
und die Orphiker die Idee von einem feligen Leben nach 
dem Tode, welche fcChon Hefiod im firengen SGegenjabe 
mit dem Schatienreiche des Homerv3 angedeutet Hatte, zur 
IQönften Entwicelung gebracht. 
(Qeben, Werk und Zeitalter des Thufkydiye8, S. 211.) 
Die drei Stadien eines Kunftwerks. 
Bei jedem Kunfiwerke find drei Stadien zu unter 
jheiden. Der Küniftler nimmt Erfahrungen in fih auf, 
inncrliche und äußerlidhe. Bald {ft e&8 Liebe, oder Haß, 
oder Andacht, oder Patriotismus, oder Kriegsfeuer, was 
ion entzündet; bald find e3 NMaturfcenen oder menjchliche 
Begebenheiten. Schon dieje Erfahrungen macht er anders, 
al8 der gewöhnliche Menfcdh. Wenn fogar daS gemeine 
Sehen nicht bloß Körperlich ft, fondern wejentlidh mit 
einer Anfirengung der Phantafie verbunden: wie viel mehr 
das Kfünftlerifche Sehen! Der Maler, jagt Muovalts, malt 
zigentlich mit dem Auge; feine Xunft {ft die Kunft, regel- 
mäßig und fhön zu jehen. Sehen it hier ganz activ, 
durchau3 bildende Thätigkeit. Dieß Yt die Frage, die 
Conti erörtern will, vb Kaffael, ohne Hände geboren, den- 
noch ein Maler wäre. — Hat nun der Künftler auf diefe
	        
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