Full text: Geistliche Gedanken eines National-Ökonomen

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Diefe Unterfuchung mag läftig für den Kranken, wie für 
den Arzt fein, aber fie Ht unbedingt nothwendig. In 
Baris wurde früher eine fehr gleichheitlidHe Vertheilung 
der Almofen, die alfo für die Wermiten am ungünftigften 
wäre, von der Mehrzahl der Armen als „Gerechtigkeit“ 
Beanfprucht.- Das wäre jedoch gerade fo, als wenn der 
Arzt allen Aranken gleihe Arzenei in gleicher Dofis geben 
wollte. Befonder3 {treng muß in diejer Hinficht die öffent- 
fiche Armenpflege verfahren, die ja doch nur anbverirautes 
ut verwaltet. „Zuviel geben, ift beinahe ebenfo |Alimm, 
wie nicht genug geben. Wenn man dem Einen zu viel 
giebt, verdammt man fich Jelbft dazır, einem Anderen nicht 
zenug zu geben. Zu fpät Helfen, Heißt feine Mühe ver- 
feren; aber mer zu früh ankommt, ijt oftmals auch ver- 
(oren.“ Sedenfall8 Hjt das Almojengeben nur ein Theil 
der Wohlthätigkeit und gewiß nicht der wirkfjamite. 
(Armendolitit S. 39.) 
Die Grenze des Almofengebens. 
€ ijt Tittlih und politijh gleich nothwendig, Men- 
jhen, die weder fich felbjt erhalten, noch von ihren An- 
gehörigen erhalten werden Können, durch Armenpflege zu 
unterftüßen. Friedrich Arndt’3 {qhönes Wort: „Kein Menich 
entbehrlich, Jolange Gott ihn läßt; kein Menich unentbehr- 
(ih, fobald Gott ihn abruft,“ ijt ebenfo wirkjam gegen 
hochmüthige Menfdhenverachtung, wie gegen fclavifche Mens 
jhenvergötterung. Da indeß kein Almojen möglich ilt, 
ohne entweder den Selbjtverzehr des Geber8, oder feine 
Eriyarnijje zu [Omölern, und damit zugleich, namentlich
	        
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