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lichfeit willen diefjelbe Klugheit anwenden, die man gewiß
nicht verfäumen würde im eigenen Interefje.
Sin Haupterforderniß guter Armenpflege ift da3 ein.
trächtige Zulammenwirfen aller Alaffen, weldhe über den
Armen ftehen. Für einen guten Pfleger it feine berufs-
mäßige Borbildung nöthig, um jo mehr allgemeine Ort8-
und Menjchenfenntniß, verbunden mit wärmftem Interefje
“Yr den Ort und die Perfonen. Vornehmere und Ge-
cingere follten dabei zufammenmwirfen: diefe Haben oft mehr
Sachfenntnipß, aber au mehr VBorurtheile als jene.
Sehr wichtig kann die Mitwirkung edler Frauen
werden. Wie überhaupt die Armenpflege fehr geeignet ift,
die Reichen von Lebenzüberdruß, Weltichmerz u. |. w. zu
heilen, die fo oft darauf beruhen, daß man wirkliches Clend
zar nicht fennt und darum die eigenen Heinen Leiden für
unerträglich Hält: fo wird namentlidh die vornehme Frau
die Hütten der Armen viel zufriedener verlajfen.*) In
Clberfeld, alfo auf einem für die neuere Armenpflege Haf-
Hjhen Boden, fteht der Frauenberein in engfter Ver-
bindung mit der Armenbehöürde. Alle Anjprüdhe an den
Hrauenverein werden von der Behörde geprüft, wogegen
der Verein die zufäßlihHen Hülfen für Krankeneffen,
Wöchnerinnenpflege, Ferienerholung u. |. w., Controle
*) Amalie Sievbeking wußte ‚„‚faum einen unglücdlidheren Menjdhen
unter der Sonne, al8 einen joldhen, der keinen anderen Beruf zu Haben meint,
al8 feinem Veranlügen nachzugehen‘, Sie Hat, bei aller Achtung vor der
Nadelarbeit, auch nern daran erinnert, daß die Frauen der Höheren Stände
etwa3 Nöthigeres thun können. 3 ift diefelbe edle Frau, die fiH in einem
DMarge mit flachem Dedel begraben ließ, unı das thörichte Vorurtheil der Armen
dagegen zu befämbfen.