159 —
6loß negative Freiheit, die Abwefenheit des äußeren Zwanges,
zu präfumiren, wie ja im Ö©runde au Schmoller hut
(S. 273 fg. gegen 269).
(Grundlagen der Nat.-Dek. 8 16, Anm.)
Kuther.
Der zugleich ebelfte, größte und Ddeutfchefte Mann,
welchen unjere Gejchichte Fennt, Martin Luther, hat feine
ıbergleichlich breite, tiefe und nachhaltige Wirkffamfeit
Yauptjächlich dadırch erlangt, daß er, fajt alle guten Rich
tungen feines Volkes in einer gewaltigen Perfon vereinigend,
dieje alle mit feltenjter Conjequenz unter Ein Princip ftellte,
da3 hHöchfte Princip, das fiir Menfchen denkbar ift, näm-
lid) das Princip eineS durchgebildeten Gewijffen8, oder wie
er felbft e8 mohl ausdrückte, Oott zu fürchten und zu
lieben. Darum finden wir auch in den Füllen, wo Luther
negativ mit den Humaniften Üübereinftimmt, daß feine An-
Hicht doch eine wefentlich andere Färbung, meilt auch andere
Srundlage hat.
Cr war aber, ungeachtet feiner mächtigen revolutionären
Stärke, doch ein mefentlich conferbativer Geift, der alles
Beftehende, AlthHergebrachte fejtzuhalten münfcdhte, fofern es
nicht dem Buchftaben der heiligen Schrift, wie er denielben
verftand, geradezu mwiderfprach.
Bei Luther verleugnet fich die fHöne Mitte zwijchen
den Extremen, welche er auf theologifjchem Gebiete fajt
immer innehält, auch in volfsmirthichaftlidhen Fragen nur
jelten. Durchwea macht er einen iharfen Untertchied zwilchen