Full text: Geistliche Gedanken eines National-Ökonomen

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sine tägliche Seelenjpeije. Genaues Sehen empfahl er 
jet. So wurden wir Söhne während unferer Schüler: 
ferien, wenn unfere Muße größer zu fein fchien, al8 unfere 
Sähigfeit, fie recht anzuwenden, in daz Leipziger Mufeum 
gefandt, um ein un gefallendes Bild genau zu betrachten 
und dann in einem Auffaße zu befchreiben. Auf den 
Behuch guter Conzerte, Opern und Schaufpiele hielt er 
viel. Er hatte e8 gern, daß feine Kinder und Enkel Ichon 
im elften Seben8jahre z. B. Mozarts Zauberflöte, Webers 
Sreifchlß und Schillers Tell befuchten. Den Befuch mittel- 
näßiger Stücke hielt er für ein Nebel. Auf das Hören 
der Sehen von „Meuheiten“ oder unbedeutenden Stücken 
war jein Sinn fchlechterding3 nicht gerichtet, auch) wenn 
die größten Virtuojen hei der Aufführung mitwirken. Sm 
Segentheile Lefürchtete oder hoffte er, wenn auf einem 
Conzertprogramme die Bemerkung „zum erften Male“ {tand, 
daß das erfte auch zugleich das lebte Mal fein werde. 
Literartjche oder Künftlerijche Feinfchmecerei war Ddurch= 
1uS nicht feine Sache. Die Braun’fcdhen oder Ftalienijchen 
großen Photographien geniügten ihm vollitändig. Nach 
Stichen „vor der Schrift“, nach Original-Zeichnungen ftand 
lein Sinn nicht. Eine Mozart’jche oder Haendelfcdhe Mes 
;odie von Enfelhänden vorgefpielt, Konnte ihn tief bewegen 
Auf das Erwerben eines Schabe8 von Bibel= 
‘prüchen und guten Liedern legte er hohen Werth. 
Diejer Schaß mußte nach feiner Anficht auch edle welt- 
liche Lieder umfaffen, deren SHndalt er durch Anknüpfung 
ın Bibelworte noch vertiefte. Unbewußt mwuchS ein 
Rind, dem foldhe Fürlorge zu Theil ward, in die Ahnung
	        
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