Full text: Geistliche Gedanken eines National-Ökonomen

L9 
auf unjer Gewijffen wirkt. Das mofjaijdhe Wort appellirt 
bet ©ott {hon an eine viel perfönlichere, gleidhfam ethijche 
Sigen{haft; auf Seiten des Menfdhen an daS rein ethifcdhe 
Bewußtfein der ihn aner[haffenen Gottebenbildlichkeit. Wber 
28 mürde berzweiflungsvoll zu Boden drücken, wenn keine 
meffianijche Hoffnung da3 geängftete Herz wieder aufrich- 
tete. Wie ganz anders die paulinijhe Stelle, wo der 
Herr in feiner ganzen, lebendigen, mwohlbekannten gott- 
menjcOhlichen Perfönlichteit und erlöfenden Liebe erfdheint, 
wir als die Seinen, er natlırlih auch als der Unfere; 
wo aber dem feligen Trojte, dieß ANes zu kennen und 
zu empfinden, al3 Heilfame Warnung, aber auch mur al8 
Warnung der Seinen, zugefügt wird, daß wir von der 
Ungerechtigfeit abgetreten fein müffen! 
Die angebliche SelbftverftändlichFeit der qHriftlichen Moral. 
Sin lieber Freund jAhrieb mir, ein berühmter Natur- 
iorfcher Habe ihm, bei fonftiger Gering{häßung des Chriften- 
Mums, die Güte der Hriftlidhen Moral zugegeben, doch gleich 
Hinzugefügt, Ddiefe leßtere verftehe fich eigentlidh von felbjt. — 
Sit das nicht ganz, wie die Meinung des FreigeifieS im 
Don Carlos, der auch wegen der gefeßlichen Ordnung der 
Welt die Frage aufwirft: „Wozu ein Gott? die Welt ift 
lich genug“? Vortrefflich febt Schiller hinzu: „Und feines 
Shrijten Andacht hat ihn mehr, als diejes Freigeijt3Z Läf- 
‚erung gepriejen“! Der gefchichtlih Unwifjende merkt eben 
jar nicht, wenn er zugleich irreligiö3 ijt, welche Elemente 
DEN
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.