Full text: Mitteldeutschland (Band 1)

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darüber Bogenfeld mit der Halbfigur Gott-Vaters. Von dem- 
selben interessanten aber unbekannten Meister die prachtvollen 
Weihetafeln® mit dem Wappen des Kardinals 1523, die Kanzel 
1526 und die Pfeilerstatuen® (usp. reich bemalt). Vgl. diese 
wichtigen Zeugnisse der beginnenden Ren, mit den 30 Jahr jüngeren, 
aber viel mehr am Gothischen haftenden Arbeiten des Nickel 
Hoffman in der Marktkirche. Ein Teil der vom Kardinal für 
diese K. bestimmten Kunstwerke kam später nach Aschaffenburg. 
Markt-K. Usp. standen hier dicht hinter einander 2 Kirchen, S. 
Marien und S, Gertruden. Kardinal Albrecht v. Brandenburg ließ 
sie 1529 abbrechen bis auf die Türme und verband diese durch 
einen Neubau, das jetzige ILhs. Charakteristisches Werk der spä- 
testen Gotik, im Anschluß an die Schule des sächsischen Erz- 
gebirges. 3sch. schlanke Hlk. von 10 schmalen Jochen; die 
SSchiffe noch einmal geteilt durch eingebaute steinerne Emporen. 
Seckige Pfl. mit glatten, im Gr. konkav gekrümmten Flächen. Das 
wirre Rippenwerk der Netzgwölbe hat keine struktive Bedeutung 
mehr und verschmäht auch formal jeden Zusammenhang mit den 
Stützen. Eim gesonderter Chor fehlt. Das ö Turmpaar (vor der 
Marien-K.) sprom., Obergeschoß got. mit ren. Helmen von 1551, 
durch eine Brücke verbunden. Im W die „blauen Türme“, spgot. 
mit rom. Resten. Die Helme deformiert, sie entwickelten sich ehe- 
mals aus einer Krönung von 8 kleinen Giebeln. Das Hauptportal 
ein Muster jener komplizierten Stabwerkverflechtungen und Über- 
schneidungen, in denen. sich besonders die sächsische Schule gefiel. 
In den Profilen der Rippen und der Fenstergewände herrschen 
matte Hohlkehlen. Die Emporen° (von Nickel Hofman 1554) 
geben eine interessante Verbindung got. Strukturformen mit ren. 
Ornament. Eine zierliche, doch höchst verzwickte, lediglich mit 
geometrischem Ornament rechnende Komposition ist die Kanzel® 
aus Sandstein; der Meister sucht nach neuen Formen, aber kommt 
von der alten nicht los. Ausgeprägte Ren. in dem Tafel- und 
Stuhlwerk® über den Emporen. 1562—1575 von Ant, Pauwart aus 
Ypern in Flandern. Die weiteren Wandlungen des Ornaments 
veranschaulichen die Bräutigamsstühle°, eine ausgezeichnete 
Arbeit von 1595. Aus derselben Zeit der originelle Schall- 
deckel der Kanzel. Taufkessel 1430 gegossen von Zudolf 
v. Braunschweig, Großer Wandelaltar mit je 3 Flügeln, in 
allen Teilen gemalt, 1529 nach Cramachs Entwurf von geringer 
Gesellenhand. 
Moritz-K. Hlk. von 8 schmalen J. bei breitem MSch.; Schluß mit 
3 Polygonalchören in gleicher Flucht. Die 4 O-J. und der Chor 
1388 ff.; die w Hälfte (an Stelle des bis dahin bestandenen rom. 
Sch.) M. 15. Jh. Die beabsichtigten w Doppeltürme nicht aus-
	        
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