Full text: Mitteldeutschland (Band 1)

Pommersfelden — 804 — 
POMMERSFELDEN, OFranken BA Höchstadt. [D.] (Archi- 
valische Mitteilungen von Boll.) 
Pfarr-K. 1687 und 1750, Zahlreiche Truchsessische Grab- 
steine 1543-—1685. Einer um 1560 von Peter Dell d. J. 
Altes Schloß. Wasserburg des 16. Jh. Abgebrochen, 
Neues Schloß Weißenstein. Das erste in der Reihe der großen 
fränkischen Spätbarockschlösser, seinerzeit hochberühmt; durch 
gute Erhaltung und Einheitlichkeit des Stilbildes heute beson- 
ders beachtenswert. Erbaut 1711—18 von Joh. Dientzenhofer 
für Lothar Franz v. Schönborn, Bischof von Bamberg und Erzb. 
von Mainz (noch jetzt im Besitz der Grafen v. Sch.). Bei der 
Planlegung starker Anteil des baukundigen Bauherrn. 1718, als 
der Bau schon über das Fundament hinauswuchs, wurde D. nach 
Wien geschickt, um das Gutachten des berühmten Hildebrand 
einzuholen. Dessen Einfluß geht über das Treppenhaus nicht 
hinaus, doch auch hier die Grundidee vom Bauherrn selbst. Von 
M. v. Welsch der Marstall und der (verschwundene) Garten. — 
In der Anlage hier zum erstenmal die Lebensform des 18. Jh. 
klar ausgebildet (vgl. dagegen die vorangehende Stufe in See- 
hof), Die Anfahrtstraße durchschneidet den weiten Ehrenhof, 
auf der einen Seite desselben das triklinienförmige Schloß, auf 
der anderen der in flacher Kurve gezogene, die Wirtschafts- 
gebäude maskierende Marstall, eingeschossig, und dadurch das 
3geschossige Schloß im Maßstab hebend. Die geradlinige, nur 
durch leichte Risalite gegliederte Gartenfront hat 27 Achsen, die 
Flügel 15, an jedem Ende 2 durch höhere Dächer hervorgehobene 
Pavillons, der mittlere Querbau wird dem Treppenhaus zuliebe weiter 
vorgeschoben, als die folgende Zeit für angemessen hielt. Mäch- 
tiges Mansarddach. Der Aufbau in drei differenzierten Ge- 
schossen, das mittlere mit dem niedrigeren oberen durch jon. 
Pilaster zusammengezogen. Am Mittelbau die Formen reicher 
und weicher, Ecken abgerundet, gekuppelte korinth. Säulen, 
Giebel mit großem Wappen, das Erdgeschoß durchaus nur als 
Unterbau behandelt. — Innere Einteilun g. Der mittlere 
Querbau ist der Repräsentation gewidmet, auf der Hofseite die 
Paradetreppe, auf der Gartenseite der Festsaal, unter ihm die 
sala terrena. In den Seitenflügeln die zu den Wohnräumen 
führenden, sehr bequemen Treppen und breite, helle Korridore. 
Die Klarheit und Bequemlichkeit der Anordnung sind neue Er- 
rungenschaften. Neu auch die gesteigerte Bedeutung des großen 
Treppenhauses. Hier haben sich „kirchlicher, fürstlicher 
und theatralischer Pomp zu einem seltenen Effekt zusammen- 
gefunden“. Es ist, bevor die Neumannschen Schloßbauten es 
überboten, das großartigste in Deutschland und wird von keinem 
{ranzösischen erreicht. Der über den praktischen Zweck hinaus 
weite, im Gr. fast quadratische Raum wird an allen 4 Seiten 
von einer 3geschossigen Galerie umgeben, welche im Eindruck 
erheblich zur Raumerweiterung beiträgt: unten Pflil., in der 
Mitte korinth., z. T. gekuppelte S]ll.. zu oberst Pfll. mit Hermen.
	        
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