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Bamberg
richt, daß der damals vorgefundene Bau flachgedeckt gewesen
und auf Säulen geruht habe, die nur verstärkt zu werden brauch-
ten, wird von den Lokalhistorikern irrig auf rom. Stil gedeutet;
die Mauern des Lhs. sind, wie Sockel und Gesimse beweisen,
durchaus got., auch sind die Stützenabstände des Innern nur bei
einem got. Bau möglich; also war es eine flachgedeckte got. Ba-
silika in der Art der Bettelordenskirchen; durch moderne Rest.
ist das Innere jedes Interesses beraubt. — Ein pveuer Plan tritt
mit dem Chor ein; gewölbt; innerer Schluß 5/s, Umgang 9/,6 mit
Wechsel 4eckiger und 3eckiger Joche; zwischen den Strebepfll.
flache Kapellen. Außen treten die Strebepfll. nur als dekoratives
Relief aus der Wand hervor; jedoch wachsen sie durch das Dach
durch und nehmen Strebebgg. auf. Das Äußere ist mit reichem,
aber wenig edlem Schmuckwerk überdeckt; über den Kapp.
Giebel, am Hochehor Flächendekoration durch Stabwerk, eine
zroße Menge von Statuen war vorgesehen (wie auch an den
Wanddiensten des Innern), kam aber nicht zur Ausführung. Am
nördl. Ssch. die „Brauttür“ unter einem hohen Baldachinvorbau.
Der an der SWEcke stehende Turm gehört der zweiten Bau-
periode an; auch nicht ganz vollendet; sein Partner nie be-
yonnen. — Das Innere übervoll von Altären und einzelnen
Kunstwerken; überwiegend 18. Jh. und modern. Zerstreut einige
Holzplastik aus E. 15. bis M. 16. Jh. Darunter (jetzt hinten am
Chor) 3 große Holztafeln, Reste eines Altars, beglaubigtes
Hauptwerk des Veit Stoß bez, 1523 (aus der Karmeliter-K. in
Nürnberg), das Mittelstück ca. 2,50: 3,50, ganz gemäldemäßig kom-
poniert; aber technisch nicht Relief, da die Vordergrundfiguren
völlig rund ausgearbeitet, Christi Geburt, die Musikinstrumente
der Engel 1864 z. T. „hinwegrestauriert“ und dadurch die Be-
wegungsmotive unverständlich gemacht (vgl. die alte Abb. bei
Schellenberg). — Gegenüber in einer Kap. Sakraments-
nische bez. 1492; Wandkomposition; unten Grablegung; zu
beiden Seiten Einzelstatuen in 2 Reihen übereinander; die Krö-
nung 1864 verstümmelt; die schlechte Beleuchtung erschwert das
Urteil, anscheinend kaum mittelmäßige Arbeit, — Taufstein
mit eingelegten Holzreliefs. — Als Beispiele für die Lokalkunst
les 18. Jh. wären noch zu nennen: die Hochaltarplastik
von J. J. Vogel und am westl. Ende des nördl. Ssch. Gemälde,
der verlorene Sohn, von dem seinerzeit Ruf genießenden Joh.
Nik. Treu. — An der Brauttür, 2. H. 14. Jh., Statuen der
klugen und törichten Jungfrauen, im Tympanon Vermählung
Christi mit der Ecelesia. — An der WFront roher Ölberg 1502.
_— In der Schatzkammer bmkw. Monstranz 1477.
S, Martin, 1685—93 als K. des Jesuitenkollegiums, Entwurf von
Georg Dientzenhofer, damals in Waldsassen (Bd. II) tätig. An-
lage nach dem seit S. Michael in München für kathol. Barock-
kirchen beliebtesten Schema. Imposantes tonnengewölbtes
Hauptschiff mit zweigeschossig, in Kapellen und Emporen, ge-
teilten Abseiten; die Emporen liegen sehr. hoch. nämlich auf der
Dehio. Handbuch. I. Bd,