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sind ein Kompromiß von Got. und Renss. Die Dekoration des
Treppengiebels ist stilgeschichtlich beachtenswert für die Art, wie
sich die Renss. dies Bauglied zurechtmachte, wobei zu erinnern
ist, daß der heute allzu hart erscheinende Gegensatz zur toten
Wandfläche durch Bemalung der letzteren ausgeglichen war. Die
schönen Wappenmedaillons an der Erdgeschoßhalle bez. 1549 mit
demselben C. Z., das uns am Ruprechtsbau begegnete. Der inter-
essanteste Teil des Baus aber ist zerstört. Es war der, wie man
es in deutschen Schlössern meistens findet, im obersten Geschoß
angeordnete, hier in den hohen Dachraum eingreifende Festsaal;
er brachte das Wesen des neuen Stils weit voller zum Ausdruck,
als die eigentliche Architektur; besonders die in die Wandpfll. ein-
gelassenen Spiegel (daher der Name „gläserner“ Saalbau) und die
Verwendung von Stuck an der gewölbten Holzdecke wurden als
neu empfunden. (Ein Stukkator Melchior von Griemont 1550 am
gl. Saalb. nachgewiesen.) Jetzt sind auch die unteren Geschosse
bis zum Keller ausgebrannt.
Der Ottheinrichsbau. Die Vermutung, daß er mit dem gläsernen
Saalbau in planmäßigem Zusammenhange entworfen sei, schon von
Friedrich II., hat sich als unhaltbar erwiesen. Nach O an die alte
Ringmauer sich anlehnend, trat er an die Stelle von wahrscheinlich
geringfügigen Nebengebäuden; möglich ist auch, daß um seinet-
wegen der Ludwigsbau verkürzt wurde, so daß dessen jetziger
Eck-T. ursp., wie beim Saalbau, die Mitte eingenommen hätte.
Der Plan wurde sehr wahrscheinlich schon im ersten Regierungs-
jahre Ottheinrichs (1556) gefaßt; ob bei seinem Tode, 12. Febr.
1559, der Bau schon unter Dach stand, ist ungewiß, sicher ist aber
alles, was wir heute an ihm sehen, aus Ottheinrichs Zeit. Die
Bauakten sind untergegangen und mit ihnen der Name des Meisters,
Ein durch Zufall in Kopie erhaltenes Schriftstück lehrt uns zwar
die Werkmeister Jako6 Heider und Kaspar Fischer und die Bild-
hauer Axfhoni und Alexander Colin (der letzere sicher, der erstere
vielleicht Niederländer) als am Schloßbau beschäftigt kennen; auch
Hans Engelberger ist noch im Dienst gewesen (von ihm der 1571
ausgeführte, von den Franzosen zerstörte Kanzleibau am unteren
Ende des Schloßbergs); aber der Meister, nach dem wir suchen,
der geistige Urheber des Gesamtentwurfes, war keiner von diesen.
Auch die stilkritische Forschung hat zu seiner Auffindung nicht
verholfen. Lehrreich immerhin, wenn auch nur im allgemeinen
Sinne, sind gewisse Ähnlichkeiten zu den Schlössern in Brieg in
Schlesien (seit 1547) und Jülich am Niederrhein (1549—61), beide
von Italienern erbaut, aber mit erheblicher Nachgiebigkeit gegen
deutsche ‚Gewohnheiten. So gehört auch der Ottheinrichsbau der
seit M. 16. Jh. ans Ruder kommenden synkretistischen Richtung