Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

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einer nach den Beschädigungen im 30 j. Kriege notwendig geworde- 
nen Erneuerung des Daches ist man nicht auf sie zurückgekommen, 
sondern errichtete, gleichlaufend mit der Fassade, ein einziges Sattel- 
dach, an den Enden abgewalmt, vorn mit zwei kleinen Zwerch- 
häusern, ähnlich denen des Friedrichsbaus; ihre Ansätze an der 
Ruine noch sichtbar, das Ganze überliefert durch den Stich des 
Virich Kraus von 1683. Auch diese Anordnung, wenn auch 
weniger brutal als die „Wetzlarer“ Giebel, verstieß mit ihrer Zwei- 
teiligkeit gegen die Einheitlichkeit der Fassade und ihr in sich ab- 
geschlossenes Decrescendo der Stockwerkfolge. 
e) Nordseite. An Stelle eines älteren Gebäudes, in dessen Erd- 
geschoß die von Ruprecht I. 1346 erb. Schloß-Kap. lag, entstand der 
Friedrichsbau, 1601—1604 im Mauerwerk, 1607 in der Aus- 
schmückung vollendet. Von Johannes Schoch (vgl. Rathaus und 
Metzig in Straßburg und Schloß Gottesau in Baden). Unter allen 
Wohnbauten des Schlosses am besten erhalten, wenn auch im In- 
nern zweimal ausgebrannt, Die jetzige Innendekoration, von Karl 
Schäfer um die Wende des 20, Jh. ausgeführt, atmet den Geist 
modern-eklektischer Altertümelei. Die Fassade in zahlreichen Werk- 
und Zierstücken erneut, das Dach auf die ursp. Höhe gebracht. — 
Schochs Fassadenkomposition lehnt sich in den Grundelementen 
an die des Ottheinrichsbaus an. Der an jenem nicht ganz ge- 
löste Zwiespalt zwischen italienischer und nordischer Empfindung 
ist in dem Sinne überwunden, daß die letztere zu einer völlig 
einheitlichen Ausdrucksweise durchdringt. Ein Hauptunterschied 
liegt in der Verschiebung der Proportionen zu Gunsten des Höhen- 
faktors und dem entsprechend verstärkten Leben der Vertikalglieder. 
Und noch etwas Allgemeineres: der Sinn für das architektonisch 
Große ist erwacht. Im Gegensatz zu der geometrisch-flächenhaft 
geteilten, in den Einzelheiten den richtigen Grad des Reliefs nicht 
'mmer findenden Fassade des Ottheinrichsbaus ist im Friedrichsbau 
der plastische Ausdruck und die perspektivische Wirkung von be- 
stimmten, nahe gelegenen Standpunkten das maßgebende. Die 
Zwerchgiebel bedeuten hier etwas anderes als am Ottheinrichsbau; 
in dem veränderten Rhythmus haben sie einen guten Sinn. Im 
ganzen wird man der ruhigeren Außenfassade vor der Hoffassade 
den Vorzug geben. Die letztere wirkt gepreßt, ihr Reichtum hat 
zu wenig Luft. Namentlich ist die Verbindung der durch die 
Konkurrenz mit dem Ottheinrichsbau geforderten Statuennischen 
mit pfeilerartigen Vorlagen tektonisch anfechtbar; aber sie leisten 
unleugbar für die Gesamtkomposition etwas Wichtiges: eine rich- 
tige Verteilung der Hauptakzente, die durch die gerade Zahl der 
Doppeltraveen (hier 4, im Ottheinrichsbau 5) bedroht war. Die 
ihren dekorativen Zweck mit markiger Kraft erfüllenden Statuen
	        
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