Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

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(großenteils durch Kopien ersetzt) sind von dem Graubündener 
Sebastian Götz, sie stellen die pfälzische Ahnenreihe dar, die bis 
auf Karl den Großen zurückgeführt ist. An der Neckarfassade ist 
mit dem Stattienschmuck auch die rhythmische Travee fallen ge- 
lassen. — Das Erdgeschoß wird von der Schloß-Kap. eingenom- 
men. Der noch immer herrschenden Meinung, die den got. Stil 
als den eigentlich sakralen ansah, Rechnung tragend, haben die 
Gwbb. gotisierende Rippen in Netzmustern erhalten. Die Em- 
poren sind bei protestantischen Schloßkirchen damals allgemeiner 
Brauch gewesen. Auch dieser Raum ist von Kart Schäfer durch- 
greifend restauriert. — 1610 der Altan an der Neckarseite. 
Die beiden jetzt zu nennenden Bauten sind vom Hofe aus nicht 
sichtbar, nur von der Flußseite, wo sie sich an den Friedrichs- 
und Frauenzimmerbau westlich anschließen. 
Der Faßbau, erb, unter Johann Kasimir (1583—92), architektonisch 
ohne Belang. 
Der englische Bau (1612—15), räumlich und zeitlich der letzte 
in der Reihe der Schloßbauten, von der Zerstörung stark betroffen, 
stilgeschichtlich interessant durch die Wendung zu Palladio, die 
zerade um diese Zeit auch sonst in Deutschland wahrgenommen 
werden kann; möglich bleibt eine zweite Erklärung, nämlich, daß 
der unbekannte Erbauer (den man schon wegen der auch hier 
nicht fehlenden Zwerchhäuser als Deutschen wird ansehen müssen) 
durch die englische Braut des Kurfürsten auf den Klassizisten Zxigo 
/ones gewiesen war. (A. Haupt will wiederum Schock als Urheber 
des engl. Baus ansehen, da er bis 1616 in kurfürstl. Diensten nach- 
zuweisen sei.) 
) Die Gartenanlagen von Salomon de Caus, den Friedrich V. 
ın London kennen gelernt hatte (berufen 1615). Ihrer Zeit fast 
erühmter als das Schloß selbst und durch Abbildungen genau be- 
zannt, in Deutschland die erste ganz große und nicht wieder über- 
ootene Anlage im Sinne der italienischen SpRenss.; der Zug. der 
Terrassen noch zu verfolgen; das meiste seit 1770 zerstört, um 
das Material für den Garten von Schwetzingen wiederzubenutzen. 
Erhalten hat sich von den Gartenarchitekturen die malerische Elisa- 
bethenpforte am Eingang zum Stückgarten, bez, 1612, und Grotten 
:n den W Terrassen, 
Il. Gesamtwürdigung. Man hat streng zu unterscheiden zwischen 
der ursp. architektonischen Leistung und dem heutigen Zustand als 
Ruine, Es liegt der merkwürdige Fall vor, daß das Heidelberger 
Schloß durch seine Zerstörung ein Wachstum’an ästhetischen Werten 
erfahren hat; vorher war es ein Gemenge inhomogener Formen, 
Schon die Entstehung als renaissancemäßiger Umbau einer mittel- 
Dehio, Handbuch. IV. Ba. Mn
	        
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