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Opp
aufgelöst (Muster der Zrwixsche Vierungs-T. des Straßburger Mün-
sters); die Dachpyramide aus Holz, nach freiem Ermessen des
Restaurators. Eine Eigentümlichkeit der ersten Anlage war, daß
der T. an seinem Fuß, bevor er ins 8Eck übergeht, noch auf
xurze Strecke das 4Eck des unteren Gr. zeigt. Diese zwischen den
Dachverschneidungen vorspringenden Mauerteile nun wurden zu
Lauben aufgelöst, gleichsam Aussichtserker für die Turmhalle.
Dieser geistreiche Einfall war aber konstruktiv sehr bedenklich,
kam nur an der SSeite zur Ausführung und wurde später auch
hier durch Zumauerung unterdrückt. — 3. Langhaus (24,5 m 1.,
22 m br., Msch. 20 m 1., Ssch. 12,6 m h.). L. und H. waren ge-
geben, Vergrößerung nur nach Br. möglich. Dadurch kam man
auf einen im Verhältnis zu den sonst sich zeigenden Tendenzen
des 14. Jh. auffallend breit proportionierten Querschnitt. Mit ihm
mußten die übrigen Verhältnisse in Harmonie gesetzt werden: die
Ssch. wurden ungewöhnlich hoch, die Joche ungewöhnlich weit.
Nur zum Qsch. trat ein Mißverhältnis ein: es erscheint jetzt beengt;
was jedoch ursp. weniger empfunden wurde, weil es im Ma. durch
sinen hohen Lettner vom Lhs. geschieden war. Das Eigentüm-
lichste aber, ein wirkliches Unikum, ist in der Anlage der Seiten-
Kapp. gegeben. Sie durchbrechen die Umfassungsmauern in etwa
3/5 ihrer Höhe je 2 auf 1 Schiffsjoch, und schieben ihre Abschluß-
mauer bis zur Außenkante der Strebepfil. vor. Soweit ein in Frank-
reich schon im sp. 13. Jh. geübtes, für Deutschland allerdings neues
Verfahren. Das eigentümliche und wahrhaft geistreiche in der Oppen-
heimer Anlage ist (richtiger: war) aber dieses, daß man sich nicht
mit den Nischen begnügte, sondern die die Gwbb. der Kapp. tra-
genden kleinen Sll. nach innen in. den freien Raum der Ssch. vor-
springen ließ, wobei als oberer Abschluß eine Terrasse oder Em-
pore (praktisch ohne Bedeutung) gebildet wurde. Ein großer per-
spektivischer Reiz muß dieser Anordnung zugekommen sein. Sie
ist bei der Rest. um 1840 durch Zurückziehung der Säulenflucht
vernichtet und bedauerlicherweise bei der letzten Rest. nicht wieder-
hergestellt worden. In der Außenansicht nimmt die Kapellenreihe
den Charakter eines Sockelbaus an. Er ist als flache Terrasse ab-
gedeckt. Ein gleiches wäre auch für die Deckung der Ssch. das
künstlerisch Konsequente gewesen. Ob es je so ausgeführt ge-
wesen ist, ist ungewiß. (In der letzten Rest. wurden isolierte Zelt-
dächer gewählt.) In jedem Fall war das Steinwerk dieser Teile in
hohem Grade.den zersetzenden Einflüssen der Niederschläge und
Temperaturwechsel ausgesetzt. Bedenklich ist auch die Gestaltung
des Strebesystems: in seinen unteren Teilen wird zu viel von ihm
dem Auge entzogen; in seinem oberen wird durch den kreuz-
förmigen Gr. (übertreibende Nachahmung des Kölner Vorbildes)