Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

5. Ar 
Scherpfius 1569, Halbfig. in Ädikula, darunter Inschrifttafel, schlichter 
Entwurf von guter Künstlerhand. 
S. ARNUAL b. Saarbrücken. RB Koblenz. [D.] 
Stifts-K. Große got. Gwb. Basl. auf kreuzf. Gr. Einheitlicher Plan 
in langsamer Ausführung. a) Chor und Qsch. stilverwandt der 
Trierer FrGotik, doch nicht notwendig von ihr abhängig; eher 
könnte an einen direkt aus Frankreich (Schule von Soissons) kom- 
menden Meister gedacht werden. Beg. nicht lange nach 1250. Die 
Formen sind einfach, aber von jener kraftvollen und vornehmen 
Haltung, welche die Mitte des Jahrhunderts nicht lange über- 
dauerte, Chor mit 70 Schluß. Schwere, stark vorspringende 
Strebepfll. mit sehr steiler Abschrägung, Die schlanken, hohen, 
durch einen sehr einfach profilierten Pfosten geteilten Fenster 
schließen jetzt mit 2 Spitzbgg.; offenbar ist die in der Krönung 
notwendig vorauszusetzende Kreisöffnung bei einer der späteren 
Restaurationen zugemauert, Die größeren Fenster des Qsch., je 
1 an jeder Front, sind 3teil., mit reicherem Maßwerk nach dem in 
Trier beliebten, letzlich aus Soissons (St. Leger) entlehnten Muster. 
Eigentümlich gestaltet sind die Eckpfll. der Vierung: nicht ge- 
gliedert, sondern als durchlaufende Rundpfll. Solche mögen ursp. 
auch für das Lhs. beabsichtigt gewesen sein. b) Langhaus. An 
der WWand Inschr. 1315. Auch die Umfassungswände der Ssch. 
und der Fassaden-T. werden noch der mit diesem Datum schließen- 
den Epoche angehören. (Den T. vor dem Msch. auszuführen, war 
eine im 13. Jh. oft befolgte Baupraxis, mit dem Zweck, daß das 
Msch. ein festes Widerlager vorfinden sollte.) Die reich, aber derb 
gegliederten Pfll. und die Hochwand des Msch. aus sp. 14. Jh. 
An den Ssch. schwere Strebepfll. mit unter dem Dach verhehlten 
Strebebgg., die Hochwand glatt. Vor dem einfach behandelten 
WTurm als Schutz des Portals eine flache, in einem einzigen Bg. 
geöffnete Vorhalle. Das Portal, mit Teilungspfll., war vor seiner 
Verstümmelung ein vorzügliches Dekorationsstück; die wenigen 
plastischen Reste daran stilgeschichtlich noch immer zu beachten. — 
Grablege des Hauses Nassau-Saarbrücken. Die Denkmäler sehr 
zahlreich, nur zum kleinsten Teil von künstlerischem Wert. Im 
Chor Tumba der Elisabeth v. Lothringen + 1455, „liegendes“ Stand- 
bild, kräftig, frisch. Im n Kreuzarm Tumba des Gf, Johann + 1472 
und seiner 2 Frauen, zu Häupten ein kniender und 2 stehende 
Engel mit Leuchter, Helm und Schild; tüchtige Arbeit, wegen der 
großen Grundfläche unübersichtlich. Ebenda Wandgrab des Gf. 
Joh. Ludwig + 1542, zwischen 2 Söhnen. Eine lange Reihe, z. T. 
retrospektiv, wurde A. 17. Jh. „im Ramsch“ ausgeführt, rein hand- 
werklich, im Charakter der (noch nicht genügend aufgeklärten) 
Trarbachschen Werkstatt. Im. Sch. Epitaphe gräflicher Beamten. 
S. Ar 
iu 340 —
	        
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