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eine strengere und gesetzmäßigere ersetzen will; dabei ist die
Formenauffassung für die Spätzeit des 16. Jh. auffallend wenig
barock (vgl. außer Schoch noch zwei andere Straßburger, Georg
Kiedinger und als äußersten Widerpart Wendel Dietterlin). Der
Neue Bau ist in ausgesprochenster Weise nach dominierenden
Horizontalen komponiert. 3 mäßig hohe Stockwerke, 14 Achsen
an der Hauptfront (später nach links noch verlängert), scharf ge-
zeichnete Zwischengesimse, ruhige Dachlinien. Fein und klar die
Gegenüberstellung der in leichter Rustika behandelten rundbg.
Erdgeschoßhallen und der beiden unter sich fast gleichwertigen
Obergeschosse, Sonst alle starken Kontraste vermieden, Dieses
und der daraus hervorgehende Eindruck zurückhaltender Vor-
nehmheit ist eine Haupteigenschaft des Meisters. Dabei hat er
als echter Eklektiker, obschon es im Widerspruch zu.dem koor-
dinierenden Grundzug seiner Komposition steht, doch auch noch
zeigen wollen, daß ihm das Prinzip der rhythmischen Travee be-
kannt war; naturgemäß kommt es nur sehr abgeblaßt, als eine
nur im Erdgeschoß einigermaßen entschiedene Alternanz der Pi-
laster zum Ausdruck. Von unten nach oben folgen sich regel-
recht. dorische, jonische, korinthische Ordnung; doch kann man
im ganzen die Detaillierung nicht klassizistisch nennen; es ist nur
die feine, präzise und maßvolle Durchbildung, die im allgemeineren
Sinne klassisch anspricht. Die die Obergeschoß wände fast vollständig
auflösenden breiten, durch Pfosten 3fach geteilten Fenster sind
ein aus spgot. Wurzel stammendes Motiv; ein örtlich und zeitlich
naheliegendes Analogon am Geltenzunfthause in Basel von 1578;
auch die Krönung der Fenstergesimse mit leichten zierlichen Vo-
luten ist gemeinsam, im übrigen das Baseler Gebäude weit klassi-
zistischer. Alles in allem ist der Neue Bau sicher der bedeutendste
Renss. Bau in Straßburg und im Unterelsaß überhaupt, :aber er ist
kein elsässischer Bau im. Sinne der lokalen ‚Entwicklung, vielmehr
das Werk eines sehr gebildeten Eklektikers, der in noch höherem
Grade, als es schon am Heidelberger Ottheinrichsbau geschehen
war, auf Verschmelzung der nationalen Fassungen der Renss. aus-
ging. — Von Interesse ist auch die äußere Entstehungsgeschichte,
Es lag kein von praktischen Bedürfnissen diktiertes Bauprogramm
vor, sondern eine ästhetische Erwägung — dies wirklich renaissance-
mäßig — rief den Neuen Bau ins Leben. Durch den Abbruch
der kleinen Martins-K. war ein häßliches Gewirr von kleinen
Häusern freigelegt; der Rat begehrte den Platz „in :besseren Wohl-
stand zu bringen“, Sachlich stand zu Anfang nur fest, daß das
Erdgeschoß Kaufläden aufnehmen sollte; .über die Verwendung
und innere Einteilung der Obergeschosse wurde erst nach Fertig-
stellung der Fassade beraten. Ein richtiges Hauptgesims fehlt:
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