Full text: Elsaß und Lothringen (Band 4b)

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Weißenburg 
hatte der Meister vorher in der östl. Champagne gearbeitet. Aus- 
yezeichnet ist der Bau durch schönes, lebensfrisches Detail; die 
architektonische Ausführung weist mancherlei merkwürdige 
Unebenheiten auf. Am ehesten erklären sie sich — da man von 
Ungeschick nicht reden darf — aus einer Bauführung, bei welcher 
wegen des Gottesdienstes die älteren rom. Bauteile möglichst 
lange erhalten blieben. Schwer zu lösende Rätsel gibt zumal der 
(8eck.) Vierungs-Turm mit den ihn tragenden Pfil. auf: die letz- 
teren sind im Gr. von völlig uneinheitlicher Gestalt, und jener 
sieht im ersten. Geschoß rein rom. aus; got. ist erst sein Ober- 
geschoß und sind die an seine Diagonalseiten mit Über- 
schneidung der rom. Wandgliederung sich an- 
lehnenden 4 Treppentürmchen. Man hat gegenüber dieser Sach- 
lage die Wahl zwischen zwei Annahmen: entweder ist der Turm 
wirklich noch ein Überrest aus dem rom. Bau und der got. Meister 
hätte, um im Innern die Formenharmonie herzustellen, die rom. 
Pfll. umgearbeitet (ein technisch höchst gewagtes Unterneh- 
men) — oder es wäre noch in den letzten Jahren des 13. Jh. ein 
starrer Anhänger der rom. Formensprache in die Bauleitung ge- 
kommen, was an sich unwahrscheinlich und namentlich auch mit 
der oben erwähnten Überschneidung nicht zusammenzureimen 
wäre. Eine weitere Seltsamkeit: die (ganz got. profilierten) 
Vierungsbgg. sind erheblich (um 2 m) höher geführt als die an- 
grenzenden, unter sich gleich hohen Gwbb. des Chors und. der 
Kreuzflügel, so daß jedesmal die Anschlußkappe gehoben werden 
mußte. — Der Chor hat 1 gerades Joch und verdrückten 
5/3 Schluß, der n Nebenchor ist wegen der, wie ich glaube, im 
Kern rom. Mauermasse, die ihn vom Hauptchor scheidet, unvoll- 
ständig entwickelt (in nicht ganz klarer Erinnerung an das 
System von Braisne), der 8 Nebenchor verlängert. Das Lhs., in 
7 Jochen mit erheblichen Ungleichheiten der Intervalle, wäre ein 
vollkommen schöner Raum geworden, wenn nicht zwei Umstände 
ihn beeinträchtigten. Der an die NSeite sich anlehnende Kreuz- 
gang verbot die Anlage eines regelrechten Strebesystems; So 
zind die Strebebgg. unter dem Dach der Sschiffe verhehlt und 
setzen sich unter dem Dach des Kreuzgangs fort, bis sie in den 
Strebepfll. des letzteren ihr Widerlager finden. Dies hat einen 
sehr hoben Anfallpunkt der Seitendächer zu Folge. Sie lassen 
für die Oberfenster der K. nur das Bogenfeld frei; das ganze 
Stabwerk ist blind; es steigt bis zum Arkadengesims herab. Dies 
System ist auf der SSeite symmetrisch wiederholt; hier hängt es 
mit der Verdopplung der Sschiffe zusammen; doch ist auch diese 
für den Innenraum nicht ganz ausgenutzt, da ein Teil als Vor- 
halle abgesondert wird. Die einfach profilierten Scheidbgg. der 
Schiffe getragen von schlanken Rundpfil. mit 4 Diensten. Das 
Laubwerk ihrer Kaptt., in der Anordnung hochgot., gehört zum 
besten; ebenso das Maßwerk der Fenster; freilich kein Ersatz für 
die mangelhafte Beleuchtung. — Die WFassade blieb wegen der 
Nähe der Stadtmauer unausgebildet. Der frrom. WTurm in der
	        
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