Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Goslar 
150 — 
sprechenden 7 spitzbg. Tonnengwbb. des Erdgeschosses wohl erst 
15. Jh. — Im s die Doppel-Kap. S. Ulrich aus 11. Jh. (eine 
Vorgängerin schon 1019 genannt). Erdgeschoß griech. Kreuz 
mit quadr. Armen, Der Vierung entspricht die Öffnung zum 
Obergeschoß. Dieses durch Überspannung der Außenecken ins 
SEck übergeführt. In den Einzelheiten alles stark erneuert, Im 
N Doppel-Kap. der Muttergottes, gew. 1038, in den 
Grundmauern festgelegt; älteste nachweisbare Doppel-Kap. in 
Deutschland. 
Rathaus spgot. 15. und 16. Jh. Der älteste Teil, um 1450, ist der 
Rechteckbau gegen den Markt. 2 Geschosse zu 6 Achsen. Unten 
23sch. Kaufhalle mit offener Bogenstellung, oben durchgehende 
Diele mit 6 Maßwerkfenstern (rest.), darüber an der Dachlinie 
eine von 6 Ziergiebeln durchbrochene Maßwerkgalerie. Also sehr 
regelmäßige Fassade, deren Symmetrie nur an 2 Stellen leicht 
gebrochen wird: rechts anstatt der 5. Ark. ein geschlossenes 
Wandfeld, an dem ehem. der Pranger stand; links an der Schmal- 
seite Freitreppe mit Podest. 1506, 1537, 1560 kamen Anbauten 
hinzu, sämtlich an der Rückseite und vom alten Hauptbau ver- 
deckt. Hier der fälschlich sogenannte Huldigungssaal 
(Bestimmung nicht gesichert), ein kleiner quadr. Raum (7 m Br., 
3,3 m H.), merkwürdig durch die in ihrer Art einzige Dekoration. 
Die über Wände und Decke gehende Holzvertäfelung ist durch- 
aus mit figürl. Malerei bedeckt: an den Wänden abwech- 
selnd 12 Sibyllen und 12 römische Kaiser, lebensgroß unter 
reliefierten Maßwerkbaldachinen; an der Decke Verkündigung, 
Geburt, 3 Könige, in kleinen Feldern Prophetenhalbfigg. Maler 
unbekannt, Entstehungszeit ec. 1520. — Im selben Raum: 
2 Becher bez. 1519; die sog. Bergkanne bez. 1477; in 
Technik und Geschmack ein Hauptwerk der Edelmetallkunst 
dieser Zeit; Evangeliar aus 1. H. 13. Jh., die sehr guten 
Bilder nach byzantinischem Schema von niederdeutscher Hand, 
verwandt dem Halberstädter Missale; schöner spgot. Tisch. — 
Kleine Rats-Kap. S. Trinitatis mit spgot. (stark restau- 
rierten) Wandgemälden. — Im mittleren hinteren Ausbau die 
Ratsstube, dekoriert 1647. 
Marktbecken rom. Brunnen mit bronzener Doppelschale auf 
steinernem Sockel, oben Adler, wenig Ornament, sehr guter Umriß. 
Gildehäuser am Markt. [Haus der Münzergesellschaft; abge- 
brochen; ein in Umriß und Zierat sehr schöner sprom. Pfl. im 
Keller des Amtsgerichts wird hypothetisch damit in Beziehung 
gebracht.] W ort (— area) Haus der Gewandschneider, erb. 1494, 
in der Anlage ähnlich dem Rathaus, 2stöckig, unten Lauben; 
Spuren einer ursp. üppigen Sp.Gotik, im 17. Jh. barockisiert; aus 
dieser Zeit die hölzernen Kaiserbilder, an deren Stelle früher 
andere (die 9 guten Helden?) sich befanden. — Bäckergilde- 
haus, am Wappenstein 1501, hoher steinerner Unterbau, 1557 
allerliebstes Obergeschoß in Fachwerk mit Erker und hohem
	        
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