165 — Halberstadt
sicher nur in Tiefe eines einzigen Joches, mit 3 parallelen Sattel-
dächern zu denken. Nicht nur dies, auch die mittlere Brechung
und das staffelförmige Ansteigen des Hauptgesimses sind Er-
innerungen aus der Kathedrale von Laon. Nicht hinlänglich
überlegt war die Kollision des mittleren Portalbogens mit dem
darüber angeordneten großen Rosenfenster. (Die beabsichtigte
Lösung vielleicht wie in St. Yved de Braisne, einem Schulderivat
von Laon. Der Gedanke, das Rad in eine Blendnische zu setzen,
war, wenn schon in anderer Fassung, ebenfalls in Laon vor-
gebildet.) Das spitzbg. Portal durch 2 Rundbgg. über einem
Mittelpfosten geteilt (vgl. Laon Qsch., Wetzlar, Paderborn,
Riddagshausen; die fensterartige Durchbrechung des Tympanons
erinnert an Senlis). Zur Begabung des Tympanons mit plasti-
schem Schmuck fehlten die künstlerischen Kräfte. Die Türme
sind schlank proportioniert, ohne Gesimsteilung, dafür ein charak-
teristisches Motiv die in die Ecken eingelegten Rundstäbe mit
Wirteln, welche auch an den Portalsll. ihre Rolle spielen. — Die
Proportionen der Fassade sind an sich gut; im Verhältnis zu den
Dimensionen, die der Dom später annahm, ist sie zu klein. (Die
verdorbenen Öbergeschosse erneuert 1861, nochmals 1896, neu
erfunden die Fenster des letzten Geschosses und die Giebel mit
den 8eck, Helmen.) Begonnen wurde auch außerhalb des ottoni-
schen SSchiffes ein OTurm. (Reste beim Aufgang.zum SKreuz;
erhalten auch auf der Prieche des NKreuzes eine Kleeblattbg.-
Nische von reichster Arbeit im Zisterzienserstil.) — Ferner aus
dieser: Epoche: der Kreuzgang, die Schatzkammer
und der Remter.
2. Periode. Ablässe 1252—92, Der Neubau beschränkt sich auf
die 3 ersten westl. Joche, wo ihm der otton. WChor Halt gebot.
Vollendungsdatum 1276 unsicher überliefert, innerlich nicht gegen
die Wahrscheinlichkeit, rückt aber stilistisch auf eine neue Seife:
eine der in Deutschland seltenen, ganz rein empfundenen und
mit Feinheit gehandhabten Nachahmungen der französischen
Gotik des 13. Jh. Wenn als spezielles Vorbild die Kathedrale
von Reims genannt wird, so ist das zu eng gefaßt. Der Dom von
Halberstadt steht jüngeren Bauten der Champagne, wie der
Kathedrale von Chälons, noch näher. Erhalten haben sich die
3 ersten Joche der Sschiffe nebst den Strebepfll. (und wahr-
scheinlich ist auch nicht mehr ausgeführt worden). Die im Plan
der ersten Periode vorgesehenen Breitenmaße wurden beibehalten
(mit leiser Verschiebung der Pfl.Achsen nach außen), die Höhen-
maße gesteigert. Die Fenster füllen den ganzen Raum zwischen
den Wandpfil., sind 4teilig und haben im Maßwerk 6 Pässe. Die
Triforiengalerie später zugemauert. Die Strebepflil. sind, ohne
dekorativen Überfluß, sehr ausdrucksvoll behandelt. In Höhe des
Kaffgesimses ursp. Durchbrechungen für einen Zirkuliergang.
Der Statuentabernakel in der Zone der Ssch.Fenster, mit ihrer
Oberkante deren Kämpferpunkt erreichend. Diese der franz.
Gotik so nicht bekannte Anordnung kommt außerdem noch am
Dom von Minden vor. Die Pfl.Krönung erinnert, wenn sie auch