Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Halberstadt | — 
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viel einfacher ausgebildet ist; an Straßburg. Ebenso der. ein- 
fache Strebebg. mit Durchbrechung durch einen Paß. Ander- 
seits ist zu. beachten, daß zu der Schulrichtung Amiens-Köln 
keinerlei Beziehung besteht. 
3. Periode: Nach längerer Pause der Bau erst im 14. Jh. 
wieder aufgenommen, und zwar mit der Marienkap. des Chor- 
umgangs auf der Stelle der ottonischen Krypta. Marienkap. 
gew, 1354. Chor voll. 1401. An den Pfll. der NSeite Inschr. 1442 
bis 1444. Am 4. Gwb. des s Ssch. Schlußstein mit dem Wappen 
des B. Burchard IH. (+ 1463). Qsch. eingewölbt 1466, Msch. 1470 
bis 1486. (Also 200 Jahre lang Behelf mit Bretterdeckenproviso- 
rium; s. die Kragsteine,) Schlußweihe 1491. Trotz dieser späten 
Ausführung ist der allgemeine Eindruck noch als hochgot. zu 
bezeichnen. Die Ursache ist, daß die: entscheidenden Maß- 
verhältnisse schon im sp. 13. Jh. festgestellt. worden sind. . In 
betreff des Hochsch. kann dies zwar nicht mit urkundlicher Be- 
gründung behauptet werden, doch spricht der innere Zusammen: 
hang der Proportionen dafür, daß auch hier keine wesentlichen 
Änderungen eingetreten sind. Das Charakteristikum dieser Pro- 
portionen. ist ihre große Schlankheit. Runde Maße: Mech. zu 
Ssch. (in den Achsen) 10:5, Ssch. h. 13,5, Msch. h. 27. Lichte 
Längen: des Lhs, 44 m, des Chors 34 m, total (mit Qsch.) 88 m. 
Das Lhs. hat 8 J., der Chor mit unveränderter Fortsetzung des 
Systems 4 gerade J. und °/sSchluß, der Umgang in 5 parallelen 
Seiten, in der Mitte hinausgeschobene Marien-Kap. — Die Bil- 
dung der Lhs.Pfll., trotz der verschiedenzeitigen Detaillierung, 
in’den Hauptgliedern gleichartig: runder Kern, 4 alte, 4 junge 
Dienste, dazu an der Front, den zu den Gwbb. aufsteigenden 
Dienst begleitend, jederseits ein zweiter junger Dienst, im ganzen 
also 10. Ein leichter Unterschied. besteht darin, daß an den ersten 
3 Pfll. die Dienste dem Kern frei vorgelegt sind. Die Vierungspfll. 
wiederholen die Gliederung der Schiffspfll. in vergrößertem Maß- 
stabe. Die Bildung der Kaptt. bleibt in der Grundform der klas- 
sischen Formel treu. Auffallend steil die Bg.Linie der Arkk. In 
der Fenstergliederung des Hochsch. tritt der Zeitabstand klar 
zutage: sie durchbrechen die Wand nicht vollständig, sind durch 
3 geteilt und haben ausgesprochen nachklassisches Maßwerk.. In 
den jüngeren Jochen die sichtlichste Veränderung am Strebe- 
werk: im Gr. tiefer, an Stelle der Tabernakel üppige Ziertürmchen 
in Übereckstellung. Am Qsch. die NWand mit besonderm Prunk. 
— In der Raumgestaltung des Chors. zeigt sich der ‚abstrakt- 
nüchterne Geist des 14. Jh. unerfreulich genug. Den Binnenchor 
umzäunt eine 4,5 m h. Mauerschranke. Vorderer Abschluß durch 
Lettner mit Bischofsstuhl. c. 1500—1510; musterhaft für das Stil- 
gefühl des spgot. Bar. 
Ausstattung. An monumental-dekorativer 
Plastik ist das Gebäude nicht reich. ‚Die Statuenreihe der 
NWStrebepfll. sehr nahe denen des Doms zu Minden, leichtlich 
von demselben Meister; er hat auch Reims gekannt. . Vom selben 
die jetzt an der SWand der Marien-Kap. aufgestellte Madonna.
	        
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