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Hameln
such, diesen Fehler rhythmisch auszugleichen, ist die Gestaltung
der letzten Travee nach W anzusehen: sie enthält kein ‚Fenster,
wie die übrigen, sondern nimmt die Hauptmotive des Qsch.,
Portal und Rose, wieder auf; beide ausgesprochen frgot. und in
vorzüglicher Durchführung. Auch das Innere dieses n Ssch. ist
besonders reich detailliert bei seltsamen Schwankungen in der
struktiven Gliederung. — Die WFront bildet keine Schauseite.
Ihr schlichter. Turm spgot. — Soviel Absonderliches und Ver-
fehltes das Bonifatiusmünster auch enthält, macht es doch
durch die Gediegenheit seiner Quadertechnik und die Schönheit
seiner Zierformen dem vornehmen Jahrhundert, in dem es ent-
standen ist, keine Unehre. — Von der alten Ausstattung wenig
erhalten. Sehr bmkw. das Sakramentshaus im Chor, ein
von Sll. getragener freistehender Schrein ‚mit Pyramidendach,
Formen frgot. mit rom. Erinnerungen, ec. 1260—70; wohl das
älteste Stück seiner Art in Deutschland. — Zahlreiche Grab-
steine und Epitaphe in der spgot. Halle unter der Kapitel-
stube (Winkel zwischen Chor und NKreuz), darunter das E.
14. Jh. ausgeführte Denkmal für den Stifter Gf. Bernhard: die
meisten Stücke 16. und 17. Jh.
Markt-K. Erb. c. 1200 als rom. Baslı, umgebaut A. 14. Jh. als
got. Hilk., — Altar 1768, Abendmahlsdarstellung, Schnitz-
werk: Rok. Auch die gleichzeitige Kanzel reich geschmückt
mit ‚Reliefs von Joh. Friedr. Ziesenis. Grabstein des
Obersten Oppermann 1658. 2 got. Leuchterengzel in
Messing. Im Chor spgot. Skulpturen.
Von Bedeutung die bürgerliche Architektur der Renss.:
Hochzeitshaus (auch für andere öffentliche Zwecke) 1610. Front-
länge 43 m. Kräftige Gesimse trennen die verhältnismäßig ge-
drückten Stockwerke, an den Schmalseiten mächtige. Giehel. an
der Straßenseite 3 Zwerchhäuser.
Wohnhäuser, Es gibt wenige Städte, in welchen Steinbau und
Holzbau in so reicher künstlerischer Entwicklung neben- und
miteinander wetteifern. a) Aus Stein: Haus des Patriziers
Joh. Rieke 1569 (Bäckerstraße 16), eine edle und strenge
Fassade, die Absätze des Giebels durch schön geschwungene
Voluten bekrönt, im ganzen die Behandlung einfach, die Tür
noch Spitzbg.; ein breiter rechtwinkliger Erker steigt, wie es in
der Wesergegend beliebt bleibt, von der Erde bis zum obersten
Stockwerk auf, wo er mit. reichgeschmücktem Giebel schließt.
Reicher und zugleich derber die Häuser Osterstr. 9 und 12 von
1576 und 1509. Das sog. Rattenfängerhaus von 1602: bezeichnet
einen weiteren Schritt nach dem Bar.; energische Pilaster-
architektur durch alle Geschosse, viel Rustikaglieder in hollän-
discher Weise dekoriert. Wohl von ‚demselben Meister (der
auch an der Hämelscheburg tätig war) das Haus Pferdemarkt 7,
unten Rustika, oben Fachwerk, erb. 1607 für den Bürgermeister
Tobias v. Dempter. —. b) Holzbauten. In der älteren
strengeren Richtung eines von 1493 am Münsterkirchhof und