Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Hildesheim 
Interessanteste an ihm war der WBau. Nach dem fast voll- 
ständigen Umbau von 1841 nur aus Abb. zu würdigen. Hezilo 
benutzte von den alten Türmen nur den Unterbau bis zur H. des 
Kirchdachs. Hier setzte er mit einer horizontalen Schräge ab. 
und gab anstatt der Türme ein breites niedriges Glockenhaus mit 
überhöhtem Mittelteil (im ganzen ähnlich dem noch bestehenden 
WBau am Dom von Minden). Im Erdgeschoß liegt zwischen den 
Treppenaufgängen eine tonnengewölbte Vorhalle, in ihrer inne- 
ren Wand ein 6fach abgetrepptes Portal mit glattem (ursp. be- 
maltem) Tympanon. Über der Vorhalle eine tonnengewölbte Kap. 
(„Engelschor“), die mit breitem ähnlich dem Portal abgetrepptem 
Bg. sich gegen die (jetzt durch Orgelbühne ersetzte) WEmpore 
des Lhs. öffnete. Nach außen ‚erweiterte sich die Vorhalle zu 
einem 2gesch. Paradies (auch dies ähnlich Minden).  Kaptt. aus 
der Vorhalle liegen in der Krypta; ähnliche noch in sito in dem 
erhaltenen Teil der WEmpore; korinthisierend, die Blätter als 
Bossen. Es ist von Interesse, daß die antikisierende Strömung 
sich bis nach M. 11. Jh. erhalten hat. Auffallend ist in gottes- 
dienstlicher Hinsicht, daß Hezilo auf den WChor verzichtete, den 
noch Azelin für nötig hielt. 
5, An die Sschiffe spgot. Kapp. angelehnt, Lisenen der rom. 
Schiffswände im Dachboden erhalten. Das ganze Innere 1724 
bis 1730 von Rossi und Caminada mit bar. Stuckdekoration ver- 
kleidet, die SIl. entsprechend umgearbeitet, an der Muldendecke 
Gemälde von Bernardini. Der rom. Vierungs-Turm 1718 durch 
den bestehenden bar. ersetzt. ; 
Kreuzgang. Er liegt im O der K., hat zur Br, die ganze 
Ausdehnung des Qsch. (832 m) und die ganz ungewöhnliche L. 
von 48 m. Aufbau in 2 Geschossen. Der untere Gang mit 
gurtlosen Kreuzgwbb. öffnet sich in niedrigen breiten Bgg. auf 
formlosen Pfll. Die Verstärkung durch Strebepfll. ein sehr 
frühes Beispiel für dieses Konstruktionsmittel. Der obere Gang 
flachgedeckt, ganz in Arkk. aufgelöst; in ihnen wechseln ohne 
feste Regel Sl. und Pfil. Die übliche Datierung auf A, 12. Jh. 
zu früh; An der SSeite die Laurentius-Kap., eine ge- 
wölbte Halle in 4 Ssch. und 6 J. Gurtenlose Kreuzgwbb. auf 
niedrigen SIL, kräftige attische Basen mit Eckhülsen, Würfel- 
kappt. mit leichtem skulptiertem Ornament, an den Kämpfern 
z. T. Schachbrettmuster. Die zur Datierung benutzte Nachricht, 
daß B. Udo 1114 in dieser Kap. beigesetzt sei, nicht unbedingt 
maßgebend. — Mitten im Hof die got. Annen- Kap. von 1321. 
— Die Antonius-Kap. wird unten besonders beschrieben. 
Ausstattung. Lettner 1546. Er steht an der Grenze. von 
Vierung und Msch. Vorher ein Gitter hinter dem Kreuzaltar 
mit hohem Kruzifix. Der Lettner des 16. Jh. ist eine durch- 
brochene Steinwand von höchster dekorativer Pracht, in der 
Mitte Kanzel (jetzt als Altar umgearbeitet), zu ihren Seiten 
Türen, der übrige Teil der Wand mit Reliefs zwischen Pilastern 
und Friesen verkleidet. Über dem Hauptgesims eine Attika, 
nach oben von 5 staffelförmig nach der Mitte ansteigenden 
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