Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Hildesheim — 206 — 
nicht genau eingehalten; kurz, das aus dem Bruch kommende 
Material sparsam ausgenutzt. Die Fenster im Gewände ab- 
geschrägt, der Bogensturz aus einem einzigen Block geschnitten, 
in den Emporen Kreisfenster mit Wechsel roten und grauen 
Steins. Dies achtunggebietende Bernwardsche Mauerwerk hat 
sich an den Querschiffen erhalten; das flüchtige Bruchsteinwerk 
des Lhs. aus verschiedenen Restaurationen. 
Ausstattung. Der Vorderchor unter der Vierung liegt 11 
Stufen tiefer als der Hauptchor, 5 Stufen höher als Qsch. und 
Lhs. Von seinen Seitenschranken hat sich die im N erhalten. 
Der Unterbau in 3 einfachen Blendarkk. aus der Zeit Adelogs. 
Die sehr prächtig mit Stuck dekorierte Schranke A. 13. Jh. 
Ihr oberer Teil in eine Bg.Stellung aufgelöst, an den Säulchen 
abwechselnd glatte Schafte und dekorierte. Der größere untere 
Teil hat in einer blinden Arkatur die stehenden Relieffigg, von 
Maria und 6 Aposteln. Von hohem Interesse die reiche Muster- 
karte von Baumodellen in den Bogenzwickeln, ‚darunter. viel 
Byzantinisches. Der den Aposteln angereihte S. Bernward 
wurde erst 1193 kanonisiert. — Stuckiertes Ornament an den 
Bogenleibungen des Lhs., sehr schön; die in gleichem Material 
ausgeführten Engel an den Bogenzwickeln der Sschiffe 
puppenhaft starr. Entstehungszeit gegen 1186. Sind vielleicht 
ebensolche ehemals auch mittelschifiwärts: vorhanden gewesen? 
— Decke des Msch. Bretterverschalung, durch Leisten 
yeteilt, fortlaufend bemalt. Die Darstellung läuft von W nach 
0, am OEnde mehrere Felder 1662 zerstört, 1667 whgest. Der 
breiteste mittlere Streifen enthält in 8 großen quadr. Feldern die 
Wurzel Jesse: 1. Adam und Eva, 2, der Traum Jesses, 3. König 
David, 4. König Salomo, 5. König Ezechias, 6, König Josias, 
7. Maria mit der Spindel, 8. Christus als Weltenrichter (dieses Feld 
neu), wahrscheinlich ursp. als Gekreuzigter. In den seitlichen 
Streifen mit doppelter Felderzahl Propheten. In den äußersten 
Medaillons mit: den Brustbildern der Vorfahren Christi aus der 
vordavidischen Zeit, In den übrigbleibenden Feldern Evan- 
gelisten und Paradiesesströme. Dies ikonographische Schema 
wird sowohl in der linearen Zerlegung als in der Farbenverteilung 
mit einem wundervoll sicher beherrschten rhythmischen Reich- 
tum vorgetragen. Es zeigt die rom. Dekorationskunst auf einer 
sehr hohen Stufe angelangt; byzantinische Vorbilder sind mit 
Nutzen verwertet, doch nur für die Stilisierung der Einzelheiten, 
Die Entstehungszeit ist durch die Weihe 1186 doch nur nach oben 
begrenzt; wahrscheinlicher 1. V. 13. Jh. Die Plafondmalerei von 
S. Michael ist aus rom. Zeit die einzige vollständig und am Ort 
erhaltene. (Unbedeutendere Reste in den Museen von Zürich und 
Metz.) Spuren von spgot. ornamentaler Malerei an 
der Balkendecke des w Qsch. — Das Grabdeshl. Bern- 
w a r-d in der: WKrypta ist nicht in ursp. Stande. Die Gebeine in 
einem Steinsarkophag mit dachförmig abgeschrägtem Deckel, 
daran Brustbilder von Engeln, an den Rändern die lange aus 
Hiob 19. 25—27 entlehnte Inschr. Die Grabkammer deckte ein
	        
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