Magdeburg —
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törichten Jungfrauen, 20 Reliefe der Tugenden und Laster,
5 Engel der Archivolten. — Höher entwickelt waren und freier
bewegten sich die Bildhauer der Kapitelle der Chorpfeiler, die
dem vegetabilen Ornament eine Menge von menschlichen Ge-
stalten einreihten. Unter ihnen war sogar ein bedeutendes
Talent; von ihm das Tympanonims Chorumgang, Christus
der Maria Magdalena erscheinend, letztere nochmals mit Petrus
und Stifter; sicher französischer Schulung (Chartres?). — Einige
figürl. Schlußsteine des Bischofsganges und des Chores. Am
SW Vierungspfl. Tragfigur des Baumeisters. Außen an der NW-
Ecke des Qsch. Gruppe der Schäfer mit den Hunden, erneuert
1826, gute alte Bruchstücke im Dommuseum. — Den Höhe-
punkt der Magdeburger Plastik bilden die 10 Statuen der
klugen und törichten Jungfrauen am Paradies-
portal, dazu ihnen gegenüber der Ecclesiaund 8 ynagore.
Sie sind älter als die Architektur, in der sie stehen, vermutlich
für das WPortal bestimmt gewesen. Zwei der Jungfrauen, je
die 2, rechts und links, haben noch die am Rücken angearbei-
tete Säule nebst Konsol und Baldachin. Der Künstler, einer
der besten des Jahrhunderts, hat sich der aus Frankreich kom-
menden Bewegung mit voller Freiheit angeschlossen; engere
Beziehungen zu einer bestimmten französischen Schule liegen
nicht vor, aber auch nicht zu einer deutschen. Dem Magde-
burger eigentümlich ist die feine, nervöse, nicht übertriebene
Beweglichkeit seiner schlanken, kleinköpfigen Gestalten, die
naive Hemmungslosigkeit des Affekts, die raschelnde Lebendig-
keit der Gewandung. Von dem rom. Stilgefühl hat sich dieser
Künstler sehr weit entfernt; er gehört der Bauzeit nach 1274.
An den Standbildern Reste der alten Bemalung. Am Tympanon
unbedeutende Darstellung der Himmelfahrt Mariä, mit dem Por-
tal gefertigt um 1330. — Standbild Kaiser Ottos I am
Teilungspfosten des WPortals, M. 14. Jh., erneuert, Kopf und
Gewand überarbeitet.
Einzelne steinerne Bildwerke. Standbilder Mariä mit dem
Kinde, die Aufstellung und Zusammensetzung aus neuerer Zeit.
Im nördl. Qsch, unter prächtigem frgot. Wimperge marmornes
Standbild, das Gewand in Falten nach antiker Art, 1. H. 13. Jh.,,
auf nicht zugehörigem Löwen und Drachen gestellt. Im s Asch.
das Standbild auf einer kauernden gekrönten Gestalt stehend,
über dem Haupte 2 Engelchen eine Krone haltend, der Baldachin
einem Kirchenchor nachgebildet. Im s Qsch., in mehr als Le-
bensgröße und kräftigem Faltenwurf, 1. H. 14. 'Jh., um 1900
neu bemalt. — In den Chorkapellen aufgestellt. Aus M. und
2. H. 13. Jh.: Kaiser Otto I und Kaiserin Editha
sitzend (die Deutung unsicher), in der 16seit. Kapelle auf-
gestellt. S. Mauritius in Kettenrüstung, die Beine von den
Knien ab weggeschlagen, das Gesicht von überraschender Wahr-
heit. Maria und Engel, beide von verschiedener ‚Größe,
doch von gleichem Stilcharakter, die ursp. Bemalung erhalten;
besonders der Engel den Jungfrauen des Paradieses verwandt.