Münster
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müsse während der Arbeit eine eingreifende Veränderung, und
zwar vom Gwb.System ausgehend, eingetreten sein. Die be-
stehenden Gwbb. sind Kuppeln mit 8 untergelegten Rippen,
von denen die Scheitelrippen vertieft sind. Die Quergurten sind
spitzbg. und sehr breit, Schildgurten sind nicht vorhanden, viel-
mehr ‚erhält die Schildwand im Langhaus einen konstruktiv un-
zweckmäßigen Umriß aus gebrochenen, kleeblattförmig zusam:
mengesetzten Bg.Linien. Sodann hätte die für die Gwbb. ge-
wählte Form logischerweise einen quadr. Gr. verlangt; derselbe
ist aber nicht unerheblich überquadrat,. (12,4 : 14,6 m). Auch die
Sschiffe haben nur 2 J.; es sind Tonnengwbb. mit spitzbogigen
Gurtbogen, denen sich hier das Gewölbe anpaßt (5,6 :15 m).
Geteilt wird das Lhs. durch ein einziges Pfl.Paar, im Gr. rek.
(1,6 : 4,2 m), im Aufriß völlig ungegliedert, eigentlich nur Mauer-
stücke. Der Gurtbg. ruht auf einer Vorkragung. Zu beiden
Seiten der Scheidbgg. sind aus den Wandzwickeln Nischen mit
Bg.Stellungen ausgespart, gewissermaßen Rudimente von Tri-
forien. Sie zu einem durchlaufenden Gang zu verbinden, war
nicht möglich, weil die Spitze des Scheidbg. ihre Fußlinie be-
trächtlich überschneidet. Es ist anzunehmen, daß dem Gwb.-
Projekt ein anderes mit erheblich andersartigem System vor-
ausgegangen und an den Außenmauern schon begonnen war.
Dies erste System wäre das gewöhnliche, gebundene gewesen.
Das zweite Projekt hätte auf die Zwischenstützen verzichtet.
Damit wurde ein Raumbild gewonnen, das in seiner Einheitlich-
keit, seiner Weite und seiner grandiosen Rhythmik in Deutsch-
land einzig dasteht. Diese neue Raumanschauung ist gleichen
Ursprungs mit der Gwb.Form: beide sind von der frühesten
französischen Gotik inspiriert, aber nicht der nordfranzösischen,
sondern der des Anjou und Poitou. (Kathedrale von Angers,
Notre Dame de la Culture zu Le Mans, beides einschiffige Bau-
ten, bei denen ähnliche, tief ansetzende Spitzbogen einen Lauf-
gang tragen. Dies Motiv ist in Münster auf das basilikale System
übertragen.)
3. OTransept und OChor. Die Hochwände werden im
Chor und der ÖwWand des OKreuzes stark zurückgesetzt und in
kölnischer Weise nach innen zu in schlanke Bündelpfll. aufgelöst.
Die Gwb.Scheitel werden im Verhältnis zum Lhs. nicht erhöht,
wohl aber die Schildbgg. und Kämpfer. Die charakteristische
Höhenskala der Kämpfer ist diese: im WChor 9.2, im Lhs. 12, im
OQsch. und Chor 13,7. Der Schluß des OChors ns ana
MZehneck, der Schlußstein in den Gurtbg. verlegt, der Umgang
entsprechend in 5 Seiten. Der Kapellenkranz fehlt ursprüng-
lich, vielleicht waren fünfteilige Gewölbe vorhanden, deren
äußere Kappen durch Backsteingewölbe: des 16. oder 17. Jh. er-
setzt sind. Das gotische Fenster nach NO vom Ende des 15. Jh.,
die nächste Kapelle 1539, die folgenden drei von Bischof
Christoph Bernhard erbauten 1663—1678. ;
4. Außenbau. Schauseite ist die SSeite. An der WSeite
zeigt sich der Unterbau der Türme als formloser Massenbau in