Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Münster 
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sitzen, zeigen, daß ursprünglich vielleicht kein Figurenschmuck 
geplant war. b)Im Paradies. Die Verbindung der statuari- 
schen Plastik mit dem Portal in einer Anordnung, die von der- 
jenigen französischer Portale (in Westfalen zuerst in Paderborn 
nachgeahmt) abweicht. Die 12 Apostel stehen an der Wand zu 
beiden Seiten des Portals. Sie passen nicht in die gegebenen 
Raumverhältnisse. Sie sind für diese im Maßstab zu groß. Nur je 
4 Apostel haben in jedem Joch Platz gefunden; ein 5. tritt um die 
Ecke; der je 6. fehlt überhaupt (vielleicht wiederzuerkennen 
in den 2 Apostelstatuen im STurm der K. zu Metelen). Die SIL,., 
zwischen denen sie stehen, mußten so eng zusammengerückt 
werden, daß bei der neuen Aufstellung die vorauszusetzenden 
Bg. Verbindungen wegen ihres zu großen Radius nicht mehr be- 
nutzt werden konnten; anstatt dessen Verdoppelung der Bal- 
dachine, welche kleine rom. Zentralbauten ähnlich der Kölner 
Apostel-K. darstellen. An den Statuen drängt sich der Gegen- 
satz auf zwischen der starren Monotonie der unteren Extremi- 
säten und der lebhafteren Bewegung und Differenzierung der 
oberen Körperhälfte. Eine stilgeschichtliche Ableitung zu geben 
ist schwierig. Vielleicht käme S. Saurin in Bordeaux in Be- 
iracht. Entstehungszeit annähernd 1235. — Ganz andern Cha- 
rakter haben die beiden Statuenpaare an den (beim Umbau ein- 
geschobenen) Schmalseiten der Paradieshalle; zugrunde liegt der 
reife französische Stil aus M. 13. Jh., aber in vollkommen freier 
Handhabung, darin, wie überhaupt in der vornehm naturalisti- 
schen Auffassung, den Naumburger Stifterfigg. verwandt, denen 
sie auch an Bedeutung nicht nachstehen. Dargestellt sind auf 
der einen Seite der Gründer des Neubaues Bischof Dieter von 
Isenburg mit dem hl. Laurentius, auf der andern Seite ein Laie 
in vornehmer Zeittracht (Gottfried v. Kuppenberg?) und die hl. 
Magdalena. — Die Portalöffnung hat kein abgestuftes Gewände, 
Sondern nur einen einzigen Pfosten, besetzt mit kleinen Reliefs 
grotesken Inhalts. Der S. Paulus am Mittelpfosten aus der Rest. 
des 16, Jh. (Muschelnimbus alt). Stilistisch von größter Merk- 
würdigkeit die beiden Reliefs am Sturz; die Komposition mit 
einer malerischen Verwertung der Tiefe, die dem Reliefstil dieser 
Zeit sonst fremd ist; die Einzelform überaus barock, manches an 
ostasiatische Schnitzereien erinnernd; doch kaum älter als 13. Jh: 
— Am Tympanon der Weltenrichter; Maria und Johannes, die 
hinzuzudenken sind, sind verschwunden. Die erstere glaube ich 
wiederzuerkennen in einem jetzt an der Außenwand des n Ssch. 
eingemauerten Torso. Der Stil des Tympanons ist wieder ‚ein 
anderer als’in der ganzen übrigen Paradiesplastik, so daß in 
dieser allein aus dem 18. Jh. 4 verschiedene Stile vertreten sind. 
— ce) An den Vierungspfll. im Innern Standbilder der 
4. Evangelisten, 13. Jh., stilistisch in nächster Verwandtschaft 
mit dem Weltenrichter des WPortals. — d) Giebelder W- 
Fassade. Kolossalrelief des Einzugs Jesu in Jerusalem, 
c. 1520 von Heinrich Brabender genannt Beldensnyder. Kopien. 
Die Originale im Landesmuseum. Von demselben die Statuen
	        
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