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lieferten sächsischen Gewohnheiten (Stützenwechsel im quadr.
Schematismus) nicht gefordert, für den Aufbau nur insofern, als
die Zwischenstütze nicht mehr als Sl., sondern als Pfl. gebildet
wurde. Das Gwb. selbst zieht aber aus diesem System die Kon-
sequenzen nur unvollständig: es ist im Hauptschiff eine Tonne
mit Stichkappen, ohne Gurten. Mit dieser altertümlichen, in
WDeutschland damals schon aufgegebenen Grundform verbindet
sich als fortschrittliches Element % kr.förmige Führung der Dia-
gonalen. In diesem Fall wurden in WDeutschland allgemein
steigende Scheitel und Isolierung der einzelnen Gewölbeabtei-
Jungen angewendet; hier suchte man den Ausgleich auf anderem
Wege: durch leicht spitzbogige Brechung der Randbgg. und der
Tonne. Dieser Vorgang ist geschichtlich bedeutsam als Beispiel
für spontane Entstehung des Spitzbg. ohne französisch-got. Ein-
wirkung. Daß nicht die Spitzbg.Linie als solche erwünscht war,
geht daraus hervor, daß der für den Eindruck des perspektivi-
schen Bildes entscheidende Vierungsbg. normale % Kr.Form er-
hielt. Ebenso die Arkaden- und Fensterschlüsse. Die Kreuzgwbb,
der Sschiffe sind entsprechend den Hauptpfll. durch Gurtbgg. ge-
trennt, ihre Grate aber nach alter Art elliptisch; also erfolgte die
Änderung im Gewölbesystem wohl erst während des Baues. An
Widerlager ist in keiner Weise gedacht. Dafür erhebliche Mäch-
tigkeit und möglichst geringe Durchbrechung der Hochmauern.
Die paarweise gruppierten Hochfenster haben eine weit geringere
lichte Öffnung, als es um diese Zeit in der rheinischen Architektur
allgemein schon üblich war, welches Ungenügen der Belcuchtung
auch bald empfunden wurde, Gegen 1250 ein Versuch zur Ab-
hilfe; im 1. J. vor der Vierung je ein Fensterpaar zu einem ein-
zigen mit spitzkleeblattförmigem Schluß zusammengezogen (be-
reits vorhanden am Modell auf dem Grabmal Heinrichs des
Löwen). Ausdrücklich zum Zwecke der Erhellung (neben dem
der Erweiterung) die got. Umgestaltung der Sschiffe (s. unten).
Sie brachte in der Tat mehr Licht, doch nur den unteren Teilen;
das Hochschiff erscheint um so dunkler; und neuerlich hat man
dieses Übel noch verschärft durch Einbringung von Glasgemälden
(die der rom. Dom sicher nicht besessen hatte), — Einzel-
heiten: Die Hauptpfll. durch Vorlagen auf kreuzf. Gr. gebracht,
die Zwischenpfil. einfach, beide mit dünnen Ecksäulchen, Kaptt.
teils gewürfelt, teils gefaltet, die im NKreuz mit Palmetten; an
den Basen gekehlte Ecklappen; die Sockelprofile, aus den Ele-
menten der attischen Basis zusammengesetzt, mit dem für die
Spätzeit bezeichnenden kontinuierlichen Duktus. — Unter Chor
und Vierung 3sch. Krypta mit 3 Apsiden. Da sie sehr hoch
ist, wirken im Raumbilde der Ober-K. die Kreuzarme beinahe
als abgesonderte Kapp. und wurden auch so benannt: im N
Peters-Kap., im S. Johannis-Kap. Die den Vorderchor gegen
diese Kapp. umschränkende Brüstung ist neu, ihr Detail nach
aufgefundenen Resten (Art des Meisters von Königslutter). Eben-
falls neu, nach alten Spuren, der Laufgang in der Peters-Kap.;
er steht nach außen in Verbindung mit einem zur Burg führen-