Braunschweig — 60 —
den brückenartig erneuerten Gange. — Veränderun gen:
1322—1346 ein zweites Ssch. an der SSeite angefügt. Bis 1474
die NSeite in gleicher Weise umgebaut, doch einheitlicher und
durchgreifender (Inschr. am Portal 1469); es entstand eine 2sch.
Halle in pointiert dekorativer Formenbehandlung: die Stützen
schraubenförmig gedreht, und zwar die eine um die andere in
entgegengesetzter Richtung; die Gwbb. mit wirkungsvollen
Stern- und Netzmustern, so daß der Eindruck eines einheitlichen
Raumes entsteht; die Fenster mit Abschlüssen, die an den eng-
lischen Tudorbg, erinnern. — Das Mech. ist zwischen den Türmen
bis an die WWand fortgesetzt. Mit der gleichen Anordnung in
der französischen Gotik hat dies jedoch nichts zu tun, es ist viel-
mehr eine Entwicklung aus der in Niederdeutschland verbreiteten
Form der WChöre. Bezeichnend dafür ist die Abwesenheit eines
WPortals (das jetzige neu eingebrochen). Die alten Eingänge
lagen gleich ihren got. Nachfolgern im 1. J. der Sschiffe. Jetzt
ist nur noch ein einziges rom. Portal erhalten, am n Qsch., in ein-
fachsten Formen. — Äußeres. Rauher Bruchsteinbau mit
schlichten Lisenen und Bg.Friesen. In die ursp. klare Gliederung
der Massen bringen die got. Ssch.Dächer mit ihren Quergiebeln
im S ein Element der Unruhe. Die WFassade hat nicht mehr die
traditionell niedersächsische hohe Rechteckform, sie läßt schon
in Höhe der Sschiffe die Türme ins SEck übergehen; beibehalten
ist der Zwischenbau. Das zur Beleuchtung des Msch. dienende
zroße Kreisfenster mit 10Paß (das Rad modern) wurde für
Braunschweig typisch. Die Türme haben nur wenige und ganz
kleine Fenster, aber ihre Kanten sind mit Lisenen und Rund-
stäben kräftig durchprofiliert. Der obere Abschluß unvollendet.
Über dem Zwischenbau E. 138 Jh. ein got. Glockenhaus mit
großem prachtvollen Maßwerkfenster. Rest, 1876 ff. von Wiehe
und Pfeifer, — Ausmalung. Sie erstreckte sich über‘ alle
Flächen des Innenraums. Aufgedeckt im Chorquadrum, der
Vierung und dem s Qsch. (1845—60 rest. von El. Brandes).
1. Chorquadrum: am Gwb. Wurzel Jesse, an den Zwickeln
Sündenfall in Halbfigg., an den Wänden im N die Geschichte
Kains und Abels, im S Moses am feurigen Busch, die eherne
Schlange, der Besuch der 3 Engel, die Opferung Isaaks — alles
typologische Hinweise auf Christi Öpfertod und das Abendmahl.
In den ‚unteren Streifen Märtyrergeschichten der Patrone
Blasius, Johannes d. T. S. Thomas von Canterbury erst 1226
in den Braunschweiger Kult aufgenommen (bei diesem viel
ergänzt), 2, Vierung. Am Gwb. Darstellung der 3 großen
christlichen Feste, das ‘Ganze eingefaßt von den Mauern
Jerusalems‘ mit den Aposteln in den Toren. 3. SQhs. Am
Gwb. Marienkrönung, die 24 Ältesten der Apokalypse, Engel und
Propheten. An den Wänden Höllenfahrt, Auferstehung, Himmel-
fahrt, tiefer die klugen und törichten Jungfrauen, noch weiter
unten Legende des hl. Kreuzes und Märtyrergeschichten. 4. NQhs.
Alt nur der Abschlußbg. nach der Vierung mit 6 Tugenden. Die
Wandbilder neue Kompositionen von Brandes. 5, Lhs. Alt ein-
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