Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Braunschweig —— 
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rhythmischen Einklang zu bringen, schmuckreich und zugleich 
monumental zu sein, beides ist wohlgelungen. Ein eigenartig 
anziehendes Bild bietet die n Langseite gegen den Markt, die mit 
einer großen ruhigen Linie eine Reihe von Fachwerk-Bürger- 
häusern (1470—80 an Stelle von Hokenbuden) überragt und zu- 
sammenschließt. 
Gymnasium (alte Martinsschule) am Bankplatz. Fassade 1592 
von Kircher. 3 Geschosse zu 5 Achsen. Erdgeschoß mit Stichbeg.- 
Fenstern (neuerdings zu Ladenzwecken verlängert), reiches Por- 
tal in niederdeutschem Charakter. In den Obergeschossen goti- 
sierend profilierte Doppelfenster; zwischen ihnen, recht beengt, 
Nischen mit Statuen. (Erinnerung an Heidelberg?) Ehemaliger 
Abschluß durch 3 Giebel mit Bildwerk von Röttger, Hoffassade 
in Fachwerk. 
Stadtwage 1534, ein ringsum freistehender Fachwerkbau von 
musterhafter Behandlung; sogar nicht ohne Monumentalität im 
bürgerlich behäbigen Sinn. 
Landschaftshaus gegenüber der SSeite der Martini-K. 1792 von 
Langwagen. Putzbau in ernsten, tüchtigen klassizistischen 
Formen. 
3. Wohnhäuser. 
Für die Geschichte des Wohnhauses im Ma. und bis zum 30jähri- 
gen Kriege besitzt Braunschweig ein ungewöhnlich reiches Ma- 
terial. Die darin sich darstellende Entwicklung ist nicht für 
niedersächsisch schlechthin zu nehmen; sie zeigt in wichtigen 
Punkten örtliche Besonderheit. — Scharf unterscheiden sich die 
größeren, später meist patrizischen Höfe von denen des Klein- 
bürgers. Nur jenen eigen ist die Kemnate, d. i. ein heizbares 
Steinhaus als Wohnraum der Familie. Es liegt. meist nicht an 
der Straße, sondern an einer der Langseiten des in die Tiefe 
gehenden Hofraums, und möglichst nicht an einer Ecke. Die 
Nebengebäude, auch das Vorderhaus, waren aus Holz. Kemnaten 
und Spuren von solchen lassen sich insgesamt an mehr als 80 
Häusern nachweisen; einigermaßen gut erhaltene sind selten ge- 
worden. Im sp. Ma., mindestens von ec. 1400 ab, gewinnen die 
Vorderhäuser größere Bedeutung; bis c. 1500 immer, von da ab 
bis ins 17, Jh. überwiegend in Holzfachwerk. Eine N achwirkung 
der älteren Bebauungsverhältnisse ist der ausnahmslos fest. 
gehaltene Brauch, die Vorderhäuser quer zum Hof, also mit der 
Langseite an die Straße zu legen. Die braunschweigische Haus- 
fassade ist deshalb (abgesehen von Eckhäusern) niemals Giebel- 
fassade, selbst nicht an Eckhäusern, und dies geht auch auf die 
schmäleren Häuser der Kleinbürger über; an Patrizierhäusern 
sind 13 Achsen keine Seltenheit, ihre Zahl steigt bis auf 21. Die 
überhängenden Geschosse waren ursp. nicht (wie jetzt) Wohn- 
räume, sondern als Lagerräume oder für sonstige gewerbliche 
Zwecke verwendet; Beweis die vielfach ganz oder in Spuren er- 
haltenen Windeluken; wo diese in die Dachregion hinaufrücken, 
liegt schon eine jüngere Entwicklungsstufe vor. Durchweg ver- 
ändert die Fassaden der Erdgeschosse. Im Innern die alten 
Dälen noch öfters zu finden. Eingang durch hohe Torfahrten. 
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