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Stickoxydul.
[Welche Reihe von Säuren haben wir kennen gelernt, die
das Gesetz der multiplen Proportionen fast ebenso schön erkennen
lässt ?]
Von den Oxyden des Stickstoffs sind hier nur drei zu
betrachten und zwar kann dies, nach dem schon hierüber
Angeführten, in Kürze geschehen.
Stickoxydul, N2O. Diese Verbindung bildet sich, wenn
Temperatur- und Konzentrationsbedingungen günstig sind,
durch Reduktion der Salpetersäure bei Einwirkung dieser
Säure auf Metalle. Meist aber wird sie dargestellt *durch Er-
hitzen des Ammoniumnitrates, NH«NOs. Die hierbei verlau-
fende Reaktion lässt sich veranschaulichen durch die Gleichung:
NH:NOs = N:O + 2H20.
Die Produkte der Zersetzung sind Stickoxydul und Wasser.
Bei dieser Reaktion zeigt sich recht deutlich die Neigung
des Wasserstoffs und Sauerstoffs, sich bei erhöhter Tempe-
ratur zu verbinden. Bei gewöhnlicher Temperatur ist diese
Verwandtschaft nicht stark genug, um eine Störung im
Gleichgewichte der Bestandteile dieser Verbindung hervorzu-
rufen. Wird aber die Temperatur erhöht, so wird jene stär-
ker und stärker, bis beide sich endlich verbinden und damit
die obige Reaktion zu Stande kömmt.
Versuch 84. In einer Retorte erhitzt. man 10 bis 15 g kri-
stallisiertes Ammoniumnitrat, bis die geschmolzene Masse zu sieden
scheint. Man darf nicht höher erhitzen, als eben erforderlich ist, um
eine regelmässige Gasentwickelung zu unterhalten. Durch einen di-
rekt mit dem Halse der Retorte verbundenen weiten Kautschukschlauch
leitet man das Gas ab und sammelt es, ähnlich wie früher den Sauer-
stoff, über Wasser auf. Die Versuche mit dem glimmenden Holzspan,
der Kerze und mit Phosphor werden wie bei jenem angestellt.
Eigenschaften. Das Stickoxydul ist farblos, durchsichtig
und von süsslichem Geschmacke. Es löst sich etwas in
Wasser, so dass beim Aufsammeln über diesem immerhin
erhebliche Verluste entstehen. KEingeatmet ruft es zunächst