Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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Molekel und Atom. 
anführen. Die einfachste Erklärung dieser Erscheinung ist 
die oben gegebene. Man sagt von einem Elemente, es sei 
im Augenblicke seines Freiwerdens aus einer Verbindung im 
Enitstehungszustande (in statu nascendi). 
Molekel und Atom in physikalischer und chemischer 
Hinsicht. Wie aus dem Gesagten hervorgeht, bestehen alle 
Stoffe, elementare sowohl als zusammengesetzte, aus Molekeln. 
Die Molekel ist eben das kleinste Teilchen einer Substanz, das 
im freien Zustande bestehen kann. Die einzelnen Molekeln 
haben wohl die gleichen Eigenschaften, wie sie die durch ihre 
Anhäufung entstandenen Substanzen zeigen. Es ist anzu- 
nehmen, dass in Gasen die Molekeln von einander losgelöst 
sind, in festen und flüssigen Körpern werden sie durch Ko- 
häsion zusammengehalten und theoretisch müsste man durch 
fortgesetzte mechanische Teilung auf die Molekel selbst 
kommen. Solange eine Einwirkung auf eine Substanz nicht 
in die Molekel hineindringt , keine Zerlegung der Molekel 
zur Folge hat, gehört sie in das Gebiet der Physik. Die 
Molekeln bestehen aus Atomen, welche durch chemische 
Verwandtschaft zusammengehalten werden. Das Atom be- 
teiligt sich an chemischen Umsetzungen und ist das kleinste 
Teilchen eines Elementes, das überhaupt existenzfähig ist. 
Während die Molekel mechanisch unteilbar, chemisch aber 
teilbar ist, kann das Atom weder mechanisch noch chemisch 
weiter geteilt werden. Es bildet für den Chemiker die letzte 
Grenze des Stoffbegriffs. Chemie ist _die Wissenschaft, die 
sich mit den Veränderungen innerhalb der Molekeln be- 
schäftigt. Man muss sich aber stets erinnern, dass diese 
Sätze keine Thatsachen bezeichnen. Die Gesetze der be- 
stimmten und multiplen Proportionen sind Ausdrücke für 
Thatsachen, aber wenn wir von Atomen und Molekeln reden, 
so gebrauchen wir Vorstellungen, die, wie wahrscheinlich 
sie auch klingen mögen, doch niemals als wahr bewiesen
	        
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