424 Sulfosäuren und Sulfanhydride.
des Sauerstoffs durch Schwefel zu erläutern, so mag derselbe
hier näher betrachtet werden.
Die Sulfide des Zinns haben die Zusammensetzung SnS
und SnS2, entsprechend den Oxyden SnO und SnO2. Die-
selben lösen sich in gelbem, also mehrfach geschwefeltem
Schwefelammonium :
SnS + (NHı)2S2 = (NHı)2SnSs und
SnS: + (NHı)2S = (NHı)2SnS:.
Es entsteht hierbei ein Salz einer geschwefelten oder
Sulfo-Zinnsäure, H2SnSs, die sich von der Zinnsäure H2SnOs
dadurch unterscheidet, dass sie an Stelle des Sauerstoffs
Schwefel enthält. Diese Sulfozinnsäure kann auch mit der
Kohlensäure H2COs verglichen werden, wenn man sich in
dieser den Kohlenstoff durch das vierwertige Zinn, den Sauer-
stoff durch Schwefel ersetzt denkt. Ammoniumkarbonat zer-
setzt_sich mit Schwefelsäure nach der Gleichung:
(NH1)2CO3 + H2SO4 = (NH4)2SO« + H20.+ CO»,
d. h. unter Freiwerden des Anhydrids der Kohlensäure; Am-
moniumsulfostannat setzt_sich mit _Schwefelsäure ganz_ ent-
sprechend um:
(NH1)2SnSs_+ H2SO« = (NHı)2SOs« + H2S + Sn82.
Auch hier wird das Anhydrid der betr. Säure abge-
schieden und zwar ist dies nichts anderes als das gelbe Zinn-
sulfid, Sn$2.
Auf Grund dieses Verhaltens kann man die Sulfide des
Zinns und die sich analog verhaltenden Sulfide des Arsens
und Antimons als Sulfanhydride, d. h. Anhydride geschwe-
felter Säuren, oder _ als saure Sulfide bezeichnen; ihre Löslich-
keit in Schwefelalkalien beruht auf der Fähigkeit, mit gleich-
falls geschwefelten Basen geschwefelte__oder Sulfosalze zu
bilden. Diejenigen Sulfide, denen diese Eigenschaft abgeht,
wie jene des Silbers, Kupfers, Bleis, Quecksilbers u. a. M.,
haben den chemischen‘ Charakter geschwefelter Basen und
können daher als _basische Sulfide bezeichnet werden.