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Chlorwasserstoffsäure HCI
Unterchlorige Säure HCIO
Chlorige Säure HCIO,
Chlorsäure HC1O,
Ueberchlorsäure HC104.
Diese Reihe veranschaulicht auch sehr schön das Gesetz der multi-
plen Proportionen (S. 64). [Wie lautet dasselbe ?]
Nomenklatur der Säuren. Die Namen der Säuren des: Chlors ver-
anschaulichen zugleich einige Grundsätze der chemischen Nomenklatur.
Die best gekannte Säure der Sauerstoffreihe heißt Chlorsäure. Das zeigt
an, daß der betreffenden Verbindung die Eigenschaft einer Säure zu-
kommt und zugleich gibt es das charakteristischste Element dieser Säure
an; ebenso in den Benennungen Schwefelsäure, Bromsäure usw. Manch-
mal deutet auch der Name auf die Darstellungsweise, bzw. das Material
für die Bereitung hin, so bei der Bezeichnung Salzsäure für Chlorwasser-
stoffsäure. Im letzteren Namen wird besonders hervorgehoben, daß
diese Säure Wasserstoff enthält, der doch, wie wir sehen werden, allen
Säuren zukommt. Die sog. »Wasserstoftsäuren« sind aber dadurch aus-
gezeichnet, daß sie den, wie schon sein Name andeutet, in den meisten
Säuren vorkommenden Sauerstoff nicht enthalten. -
Gibt es noch eine zweite Säure, welche die gleichen Elemente wie
sine gegebene, aber den Sauerstoff in geringerer Menge enthält, so wird
dies durch Anhängen der Endung »zge« an den charakteristischen Teil
des Säurenamens ausgedrückt, so z, B. chlorige Säure, schweflige
Säure usw.
In der Reihe der Chlorsäuren genügt aber diese Unterscheidung,
die für die Mehrzahl der Fälle ausreicht, noch nicht. Um hier eine
weitere Abstufung zu gewinnen, setzt man gewisse Worte vor den Namen
der Säure. So gibt es eine Säure des Chlors, welche in ihrem Sauer-
stoffgehalte noch unter der chlorigen Säure steht. Sie heißt daher
unterchlorige Säure, in den Namen ihrer Salze aber wird das »unter«
durch das griechische Zyßo (5x6 = unter) ersetzt. Ferner lernten wir
eine Säure des Chlors kennen, welche im Sauerstoffgehalte noch über
der Chlorsäure steht und deshalb den Namen Ueberchlorsäure erhalten
hat. In den Namen ihrer Salze wird das »über« durch das lateinische
per (hier »sehr« oder »völlig« bedeutend) ersetzt.