Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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durch Anfügen des Beiwortes »chloratum« an den Namen des Metalles bezeichnet, 
so das Kaliumchlorid, KCl, als »Kalium chloratum«; die Chlorate dagegen er- 
halten die’ Bezeichnung schloricum«, so heißt das Kaliumchlorat, KCIO,, »Kalium 
chloricum«. Daß in diesem Falle leicht Verwechselungen entstehen können, liegt 
auf der Hand. Die Nitrate erhalten das Beiwort »nitricum«, die Sulfate »sulfuricum«, 
die Karbonate »carbonicum« usw., also. »Kalium nitricum« für KNO,s, »Cuprum sul- 
“uricum« für CuSO, u. a. m. 
Elektrolytische Dissoziation. Wie schon oben (S. 58) beim Wasser 
erwähnt, wird die chemische Einwirkung von Stoffen aufeinander in 
vielen Fällen durch die vorherige Auflösung in Wasser ganz außer- 
ordentlich begünstigt und kommt oft nur dann merkbar zustande. Es 
gilt dies z.B. auch für Säuren und‘ Basen; im festen oder trockenen Zu- 
stande zusammengebracht, verbinden sie sich nicht zu einem Salze, auch 
zeigen sie. die charakteristische saure, bzw, basische Reaktion nicht. 
Auch zwei Salze, die einer gegenseitigen Umsetzung fähig sind, wie 
Kaliumsulfat und Baryumchlorid, lagern sich im ganz trockenen Zustande 
nicht nach der Gleichung 
K,S0, + BaClh = 2KCl + BaSO, 
zu Kaliumchlorid und Baryumsulfat um, wohl aber sofort in ihrer wäs- 
serigen Lösung. Es muß also das Lösungswasser bei Säuren, Basen 
und Salzen eine Wirkung ausüben, die dem Zustandekommen einer Reak- 
tion besonders günstig ist. 
Eine sehr befriedigende Erklärung dieser und anderer Tatsachen, 
auf die hier nicht eingegangen werden kann, hat 1887 der schwedische 
Forscher Arrhenius in seiner Hypothese der elektrolytischen Dissozia- 
on gegeben. Bekanntlich erleiden die »Leiter zweiter Klasse« oder 
Elektrolyte, d.h. Stoffe, die den elektrischen Strom unter Zersetzung 
leiten, dabei eine Zerlegung in zwei elektrisch verschiedenartige Kom- 
ponenten, die Zonen: die stromabwärts nach der Kathode, dem »nega- 
tiven Pol«, wandernden, elektrisch positiv geladenen Kationen und die 
stromaufwärts nach der Anode, also dem »positiven Pol«, gehenden, elek- 
trisch negativ ‚geladenen Anionen. Dieselben können an den entspre- 
chenden Elektroden ihre elektrischen Ladungen ausgleichen und treten 
dann als die »elektrisch neutralen« Zersetzungsprodukte des betr. Elek- 
:;rolyten auf, 
Nun sind Säuren, Basen und Salze solche Elektrolyte und beim 
Durchgang eines elektrischen Stromes durch ihre wässerigen Lösungen 
liefern sie bei richtig gewählten Versuchsbedingungen als primäre Zer- 
setzungsprodukte ihre entladenen Ionen. 
Die Säuren geben dabei als Kationen ihren basischen Wasserstoff, als 
Antonen den Säurerest, d.h. die Säure minus basischem Wasserstoff. 
So geben 
Chlorwasserstoffsäure, HCI, = Kation H’, Anion CI'; 
Salpetersäure, HNO, = >» H‘, » NO’; 
Schwefelsäure, H,S0O, = » 2H, » SO”.
	        
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