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Versuch: 46. Man löst etwa ı0 g Ammoniumchlorid (Salmiak), NH,CI, in
30 cc Wasser und gibt hierzu eine kalt bereitete Lösung von 10 g Kaliumnitrit (sal-
petrigsaures Kalium), KNO,, in 20 cc Wasser. Die gemischten Lösungen bringt man
in einen Glaskolben von 250—300 cc Inhalt, setzt einen Stopfen mit Gasleitungsrohr
auf und erwärmt nun mit kleiner Flamme allmählich ‚ bis Gasentwickelung ein-
tritt, worauf die Flamme sofort entfernt wird. Die Entwickelung geht nun meist
stürmisch weiter (event, durch Kühlen des Kolbens mit kaltem Wasser zu mäßigen)
und das entweichende Gas wird, nachdem man annehmen kann, daß die Luft aus
dem Kolben ausgetrieben ist, über Wasser aufgefangen (vgl. Fig. 4, S. 20). Zweck-
mäßig setzt man auch noch einen »Sicherheitstrichter« als Ventil auf (wie in Fig, 22,
S. 74). Die beiden Salze setzen sich zunächst zu Ammoniumnitrit, NH,NO,, um:
NH,CI + KNO, = NH,NO, + KCI,
las dann wie oben weiter zerfällt in Stickstoff und Wasser,
Vorkommen des Stickstoffs. Abgesehen von seinem Vorkommen
in freiem Zustande in der Luft, findet sich der Stickstoff gebunden in
der Natur noch in einer großen Zahl von Stoffen. Er ist in den Nitraten
oder Salzen der Salpetersäure enthalten und findet sich ferner in Form
von Ammoniak, NH, also einer Verbindung von Wasserstoff und Stick-
stoff. Stickstoff kommt endlich in allen lebenden tierischen und pflanz-
lichen Organismen chemisch gebunder vor und ist somit neben Kohlen-
stoff, Wasserstoff und Sauerstoff eines der Charakteristischen Elemente
der lebenden Natur. ;
Eigenschaften des Stickstoffs. Wir sahen, daß der Stickstoff ein
farbloses, geruch- und geschmackloses Gas ist. Seine Dichte (gegen
Luft = ı) ist 0.9673; ı Liter reiner Stickstoff wiegt 1,2506 g, der aus
der Luft dargestellte 1.2572 g (infolge seines Gehaltes an dem schwereren
Argon, S. 99). Die kritische Temperatur des Stickstoffs ist —146°9,
der krit. Druck 35 Atm.; flüssiger Stickstoff siedet bei —105.7°9, der
feste schmilzt bei —210.5 % In Wasser ist Stickstoff nur wenig löslich
‘14 cc im Liter).
In chemischer Hinsicht ist der Stickstoff ein sehr inaktives, träges
Element, das sich nur mit wenigen Elementen direkt zu vereinigen ver-
nag und auch mit diesen meist nur bei sehr hoher Temperatur. Wie
er die Verbrennung nicht zu unterhalten vermag, so kann er auch nicht
zur Atmung dienen; ein Tier wird in ihm sterben, obgleich er nicht giftig
ist, lediglich aus Mangel an Sauerstoff. Auf diese erstickende Eigen-
schaft deutet der deutsche Name unseres Elementes hin.
Die Luft. Die Luft ist im wesentlichen ein Gemenge von Stickstoff
und Sauerstoff, von der mittleren Zusammensetzung :
Sauerstoff 23.2 Gewichts-Proz. oder 21.0 Volum-Proz,
Stickstoff!) 76.8 » >» 2» 79.0 » »
Luft 100.0 Gewichts-Proz. oder 100.0 Volum-Proz.
') Einschließlich etwa ı Proz. Argon.