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NEUNTES KAPITEL.
Verbindungen von Stickstoff mit Wasserstoff und Sauerstoff.
Bildung der einfacheren Stickstoffverbindungen. — Wir sahen, daß
der Stickstoff ein träges (inaktives) Element ist, das nur wenig Neigung
zeigt, sich mit anderen Elementen zu verbinden. Gleichwohl gelingt es,
Verbindungen des Stickstoffs zu erhalten, von denen namentlich einige,
welche er mit Wasserstoff und Sauerstoff bildet, von der größten Wichtig-
geit sind.
Erhitzt man organische Stoffe, welche neben Kohlenstoff und Wasser-
stoff auch Stickstoff enthalten, in einseitig verschlossenen Gefäßen, so
daß die Luft keinen Zutritt hat und die Substanz daher nicht eigentlich
verbrennen kann, so entweicht der Stickstoff zum Teil als solcher, zum
Teil in Verbindung mit Wasserstoff als Ammoniak. So liefern fast alle
tierischen Stoffe und viele pflanzlichen beim Erhitzen Ammoniak, oder
geben auch schon, bei der freiwilligen Zersetzung an der Luft und in
niedriger Temperatur Ammoniak ab. Auch Steinkohle enthält noch
etwas Stickstoff und Wasserstoff chemisch gebunden und gibt diese beim
Erhitzen zum Teil als Ammoniak ab.
Erleiden tierische Stoffe jedoch bei Gegenwart einer Base und bei
reichlichem Luftzutritt eine langsame freiwillige Zersetzung, so verbindet
sich der Stickstoff nunmehr mit Sauerstoff und dem Metall der Base
zu Salzen der Salpetersäure oder Nitraten. In manchen Gegenden,
wo die Bedingungen hierfür besonders günstig sind, finden sich große
Mengen von aufsolche Weise entstandenen Nitraten, namentlich Nafron-
salpeter, NaNO,, und Kalisalpeter, KNOgs.
Ammoniak, NH,. Stickstoff und Wasserstoff lassen sich zwar direkt
zu Ammoniak vereinigen (so durch den elektrischen Funken), aber dieses
zerfällt andererseits wieder leicht in seine Bestandteile. Wir haben hier
also eine »umkehrbare Reaktion« und zwar verläuft sie nach folgender
Gleichung:
N, + 3 H, Z— 2 NH; + 24000 kal.
Die beiden Pfeile deuten an, daß die Reaktion in einer und der anderen Rich-
tung verlaufen, die Gleichung also von links nach rechts und umgekehrt gelesen
erden kann.