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Wasser; er besteht aus dem »sauren« Kaliumsulfat, KHSO,. Die aufgesammelte
Säure ist mehr oder weniger gelb gefärbt,
Reine Salpetersäure ist eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew.
1.559, die an der Luft raucht und bei 86° siedet, wobei sie stets eine
geringe Zersetzung in Sauerstoff, Wasserstoff und Oxyde des Stickstoffs
erleidet. Eine ähnliche Zersetzung erleidet die Salpetersäure auch, wenn
sie den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt wird, und aus diesem Grunde
enthalten die Aufbewahrungsflaschen der starken Salpetersäure nach
ziniger Zeit gewöhnlich ein rotgelbes Gas über der Flüssigkeit.
Starke Salpetersäure wirkt auf viele Stoffe heftig und häufig auch
„erstörend ein; so erzeugt sie auf der Haut schlimme Wunden, frißt die
Kleidung durch, vermag Holz in Brand zu setzen, löst Metalle auf. Sie
st überhaupt einer der chemisch aktivsten Körper. Beim Arbeiten mit
ler konzentrierten. Säure ist die größte Sorgfalt geboten.
Die Salpetersäure des Handels vom spez. Gew. 1.42 enthält nur
ungefähr 68 Prozente HNO,, der Rest ist, abgesehen von sehr geringen
Mengen an Verunreinigungen, Wasser, Um eine reinere konzentrierte
Säure aus der gewöhnlichen zu gewinnen, destilliert man sie unter Zu-
satz von konzentrierter Schwefelsäure.
Versuch 53. Man mischt 200 g konzentrierte Schwefelsäure mit 100 g Sal-
jetersäure von 1.42 spez. Gew. in der Weise, daß man die Schwefelsäure in die Sal-
petersäure in dünnem Strahle unter Umrühren allmählich eingießt. Die Mischung
lestilliert man wie in Versuch 52 aus einer Retorte, wobei man möglichst gelinde
erhitzt und den Hals der Retorte durch aufgelegies, mit kaltem Wasser anzufeuchten-
des Filtrierpapier kühl erhält, An der so erhaltenen Säure, die bei einem spez. Gew.
von 1.50 rund 94 Proz, HNO, enthält, oder an der aus Versuch 52 erhaltenen
‚assen sich die Eigenschaften der starken Salpetersäure studieren.
Salpetersäure als Oxydationsmittel. Die Salpetersäure ist infolge
der Leichtigkeit, mit der sie sich unter Sauerstoffabgabe zersetzt, ein
ausgezeichnetes Oxydationsmittel und wird in dieser Eigenschaft im La-
joratorium vielfach angewendet. Zur Veranschaulichung mögen die fol-
senden Versuche dienen:
Versuch 54. In ein weites Reagenzglas gibt man etwas rauchende Salpeter-
säure, so daß es etwa zu einem Drittel mit ihr gefüllt ist. Nun wird das eine Ende
sines‘ Kohlestäbchens (sog. »Sprengkohle«) von passender Größe zum Glühen erhitzt
ınd mittels einer Zange in die Säure eingeführt. Es fährt mit glänzendem Lichte
zu brennen fort, selbst wenn es unter die Oberfläche der Flüssigkeit getaucht wird,
Der Vorgang’ hierbei ist eine Oxydation; die Kohle entnimmt in diesem Falle den
Sauerstoff aus der Säure statt aus der Luft. Bei diesem Versuche muß große Sorg-
falt beobachtet werden. Die glühende Kohle darf mit den Wänden des Glases nicht
in Berührung kommen, Auch empfiehlt es sich, ein weites Becherglas unter das