Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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In der Tat sind Kohlenwasserstoffe dieser Zusammensetzung be- 
kannt und wir werden die beiden letzteren auch noch kurz zu besprechen 
haben. Es können aber weit mehr als zwei Kohlenstoffatome sich in 
dieser oder ähnlicher Weise aneinanderketten und.so entsteht die große, 
in der Theorie unbegrenzte Zahl von Kohlenwasserstoffen der organi- 
schen Chemie, die ihrerseits wieder als Stammsubstanzen der verschie- 
densten Abkömmlinge erscheinen (vgl. Kap. XXIX). 
Aethylen oder Oelbiläendes Gas, C,H,. Dieser Kohlenwasserstoff 
wird meist dargestellt durch Erhitzen einer Mischung von Weingeist mit 
konzentrierter Schwefelsäure. Die Reaktion läßt sich am einfachsten so 
auffassen, daß die Schwefelsäure dem Alkohol Wasser entzieht: 
CHO0 —HO0= CH. 
Alkohol. Aethylen. 
Aethylen ist ein farbloses Gas von der Dichte 0.076, das zu einer 
Flüssigkeit verdichtet werden kann; der Siedepunkt ist —105°, die 
xritische Temperatur +1.5% der kritische Druck 44 Atm. Es hat einen 
eigentümlich süßlichen und etwas fettigen Geruch. 
Angezündet verbrennt Aethylen mit leuchtender Flamme und bildet, 
gleich dem Grubengase, mit Sauerstoff oder auch Luft eine heftig ex- 
alodierende Mischung. Die vollständige Verbrennung entspricht der 
Gleichung: 
C,H, + 30, = 2CO, + 2 H,O. 
ı Vol. 3 Vol, 2 Vol. 2 Vol. 
Für Aethylen-Luftgemische ist also das günstigste Verhältnis zur 
Verbrennung auf ı Vol. Aethylen 3 Vol. Sauerstoff oder rund 15 Vol. 
Luft. 
Aethylen entsteht auch neben Methan bei der trockenen Destilla- 
ion organischer Stoffe und findet sich daher in kleinerer Menge im 
Leuchtgas. 
In theoretischer Hinsicht bemerkenswert ist die »doppelte Bindung« 
ler Kohlenstoffatome in der Aethylen-Molekel. 
Aecetylen, C,H,. Dieser Kohlenwasserstoff ist theoretisch dadurch 
interessant, daß er seine beiden Kohlenstoffatome in »dreifacher Bin- 
Jung« enthält und daß er sich aus seinen Elementen »aufbauen« läßt; 
Acetylen bildet sich nämlich, wenn ein Wasserstoffstrom zwischen zwei 
Kohlespitzen durchgeleitet wird, welche durch den elektrischen Licht- 
bogen zur Weißglut erhitzt sind. Es bildet sich ferner bei der unvoll- 
ständigen Verbrennung des Leuchtgases, so wenn die Flamme eines 
zewöhnlichen Bunsen-Brenners »zurückgeschlagen« ist, d. h. das Leucht- 
zas an der unteren Ausströmungsöffnung bei ungenügendem Luftzutritt 
orennt (vgl. unten Fig. 41). Auch durch Zersetzung anderer Kohlen- 
wasserstoffe in hoher Temperatur entsteht Acetylen.
	        
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